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Sonntag
29.01.2012

Im Zuge der Übernahme toxischer Gelder von Kunden in den USA kommt es für die älteste Schweizer Privatbank zum Kollaps: Die Raiffeisen Bank übernimmt per 27. Januar 2012 das Schweiz-Geschäft der Bank Wegelin & Co. «Mit dieser Übernahme werden 700 Arbeitsplätze in der Schweiz gesichert», teilte die Raiffeisen am Freitag mit.

In den letzten 48 Stunden ist die 1741 gegründete Privatbank Wegelin & Co., die von der US-Justiz wegen der unversteuerten Kundengelder in den USA ins Visier genommen worden ist, in eine Bad- und eine Good-Bank aufgeteilt worden.

Deren geschäftsführender Teilhaber, Konrad Hummler, der auch Verwaltungsratspräsident der «Neuen Zürcher Zeitung» ist, steht nun unter enormem Rechtfertigungsdruck, nachdem sich der Bankier mit einigen Äusserungen zum Liberalismus und der Ortung «mangelnder Debattenkultur» (bilaterale Verträge) in Bankkreisen doch sehr weit zum Fenster hinausgelehnt hat. Sein Sitz als Verwaltungsratspräsident einer der ältesten Zeitungen der Welt wackelt jetzt äusserst heftig.

«Als unbeschränkt haftende Teilhaber nehmen wir unsere Verantwortung konsequent wahr. Wir sind gewillt, die rechtlichen Auseinandersetzungen zu bestehen. Zugleich ist es unsere Pflicht, unseren Kunden und Mitarbeitenden ein Maximum an Sicherheit zu geben. Darin sind sich alle Teilhaber der Bank einig», zitiert ihn seine Hauszeitung wohlwollend am Freitag aus der Wegelin-Mitteilung auf ihren Webseiten. Das wird auch nötig sein, fügt der Klein Report an, denn das Geschäft mit den von der UBS übernommenen amerikanischen Kunden bleibt bei den Wegelin-Teilhabern.

Konrad Hummler: «Gewiss kann man sich vorstellen, wie schwer uns dieser Schritt fällt, geben wir doch gleichzeitig unser Lebenswerk auf. Die ungeheuer schwierige und existenzbedrohende Lage, in welche uns die rechtliche Auseinandersetzung mit den US-Behörden gebracht hat, zwingt mich und meinen langjährigen Partner Otto Bruderer, zusammen mit allen unbeschränkt haftenden Teilhabern, zu diesem ausserordentlich schmerzlichen Vorgehen. Dass wir unter höchstem Druck mit dem Verkauf an Raiffeisen als vertrauenswürdigem, kompetentem Partner eine nachhaltige Lösung für unsere Kunden und Mitarbeiter gefunden haben, bedeutet eine grosse Erleichterung für alle Verantwortungsträger», lässt sich Hummler abschliessend zitieren.

Gegenüber dem Klein Report äusserte sich Konrad Hummler am Freitagnachmittag per Mail auf entsprechende Fragen im Zusammenhang mit dem Teilverkauf der Bank Wegelin & Co. und die Auswirkungen auf sein Mandat als Verwaltungsratspräsident der «Neuen Zürcher Zeitung» über seinen Medienvertreter: «Mit dem vorliegenden unternehmerischen Schritt trennt sich Konrad Hummler von der operativen Verantwortung für den grossen Teil des Wegelin-Geschäfts. In Bezug auf die künftigen Belastungen, welche sich aus der Abarbeitung der US-Problematik ergeben, kann heute noch nichts Definitives gesagt werden. Konrad Hummler und der Verwaltungsrat der NZZ beurteilen die Situation laufend.»

Chaos bei der NZZ, am 26. Januar ging das Licht aus: Auch bei der «Neuen Zürcher Zeitung» war nach dem Stromausfall Kreativität gefragt