Content:

Mittwoch
20.01.2016

Vermarktung

Martin Schneider: «weniger dogmatisch»

Martin Schneider: «weniger dogmatisch»

Ist die Werbevermarktungsallianz von SRG, Swisscom und Ringier ein Abwehrschild gegen die globalen IT-Player oder eine Gefahr für die privaten Medien?

Im zweiten Teil der Umfrage, in welcher der Klein Report Persönlichkeiten der Kommunikationsbranche interviewt, nehmen Alexander Duphorn, CEO der Goldbach Media AG, und Martin Schneider, CEO der Publisuisse, Stellung zu den Entwicklungen im 2015 und schauen voraus ins 2016.

Darauf angesprochen, ob die Kommunikationsbranche in der gegenwärtigen Umbruchzeit etwas besser machen könnte, meinte Schneider: «Kooperationen sind im digitalen Zeitalter unumgänglich. Hier könnte die Branche noch etwas offener und weniger dogmatisch sein.»

Die Digitalisierung «revolutioniert» viele Branchen, so der CEO des SRG-Vermarkters weiter, «da vollkommen neue und disruptive Ansätze von branchenfremden Playern lanciert werden können. Weltweit tätige Technologiekonzerne dringen immer stärker auch in den Werbemarkt vor und sichern sich in der Schweiz einen wachsendenden Marktanteil.»

Er sei «überzeugt, dass nur gemeinsam mit anderen Schweizer Unternehmen möglichst hohe Werbeerträge für Schweizer Medien in der Internationalisierung der Werbemärkte sichergestellt werden können».

Daher «begrüsst» Schneider die Kooperation von SRG, Swisscom und Ringier. «Denn das erklärte Ziel der Vermarktungsallianz ist, Werbeeinnahmen für Schweizer Medien und damit die Produktion von schweizerischen Inhalten und Schweizer Medien zu erschwinglichen Preisen für den Konsumenten zu sichern. Auch bedeuten die angekündigten Innovationen bezüglich Weiterentwicklung und Erweiterung von Werbeangeboten und -produkten einen Fortschritt für den Medien- und Werbemarkt», verteidigt der Publisuisse-Chef die umstrittene Allianz.

«Dass diese Allianz die Schweizer Antwort auf Facebook, YouTube und Google sein soll», stösst Goldbach-CEO Alexander Duphorn sauer auf. Diese Sichtweise bezeichnet er als «Illusion».

Vielmehr greife das Joint Venture «in die bestehenden Medienstrukturen ein und beeinflusst respektive gefährdet Entwicklungen von privaten Medien. Insbesondere die regionalen und kleineren Sender könnten durch das Angebot ersetzt werden.»

Goldbach-Manager Duphorn ortet das Potenzial von SRG, Swisscom und Ringier «in der verstärkten regionalen Vermarktung ihres Portfolios. Die Swisscom wird in Zukunft eine Auslieferung nach Regionen für TV und Radio möglich machen. Der ganze Markt ist sehr gespannt auf die notwendigen Entscheidungen bezüglich des Gestaltungsrahmens der SRG.»

«Viele Marktteilnehmer sehen ihre Sicherheit in einer verbesserten Relevanz, was zu Konzentrationstendenzen führt», ergänzt Duphorn. «Medien schliessen sich zusammen oder grössere Medienhäuser gehen in Bereichen, in denen sie Kompetenz suchen, auf Einkaufstour. Aber was die einen stärkt, schafft bei kleineren Medien wiederum einen erhöhten Konkurrenzdruck.»

Dass die Aufhebung des Euro-Wechselkurses Anfang 2015 das «Schwierigste» gewesen sei, darin sind sich Schneider und Duphorn dagegen einig. Der Entscheid der Nationalbank habe sich «mehrheitlich negativ auf den Werbemarkt und somit auch auf die Werbeinvestitionen verschiedener unserer Kunden» ausgewirkt, sagte Schneider gegenüber dem Klein Report.

Alexander Duphorn sieht die «grosse Herausforderung» des Nationalbank-Entscheids als eine Art Prüfstein, der dazu geführt habe, «dass unsere Medien und die Werbeauftraggeber mit vereinten Kräften das beste aus der Situation gemacht haben, um die Umsätze im Detailhandel nach erfolgten Preisreduktionen bestmöglichst zu entwickeln».

Vom Euro-Knick abgesehen, steht für Duphorn fest: «Elektronische Medien haben auch im 2015 wieder an Dynamik zugelegt. Fernsehen ist weiter das stärkste Werbemedium.» Er gehe fürs 2016 von einem weiteren Wachstum der elektronischen Medien aus.

«Mit der Fussball Euro 16 und den Olympischen Spielen in Rio sind wir in einem starken Sportjahr, das in diesem Jahr auch in Teilen auf den privaten TV-Sendern stattfinden wird», blickt Duphorn optimistisch in die Zukunft. «Wir haben viele neue digitale Werbeformate, um den Markt weiter zu entwickeln.»

Verhaltener schätzt Martin Schneider gegenüber dem Klein Report den Gang der Dinge ein. «Der Buchungsstand zeigt momentan ein uneinheitliches Bild über die kommenden Monate. Im TV haben wir in diesem Jahr die Perioden der Buchungseröffnungen verändert, entsprechend sind Vergleiche mit den Vorjahren mit einer gewissen Vorsicht zu geniessen.»

Die Ankündigung der Werbeallianz von Swisscom, SRG und Ringier «hat die Branche stark bewegt. Dieses Thema wird die Branche auch 2016 weiter beschäftigen. Und für uns wird es in dieser Hinsicht sicherlich ein besonders spannendes Jahr.»