Die Feierlichkeiten zum Umzug von Radio 24 ins neue Studio sind angelaufen. Der Abschied von den alten Räumlichkeiten begann am Mittwoch mit einem Treffen der ehemaligen Mitarbeiter des Radios. «Man könnte jetzt gerade eine neue Redaktion aufbauen», meinte Geschäftsleiterin und Chefredaktorin Karin Müller vor den versammelten Gästen. Das hätte man mit den rund 80 anwesenden Radiomoderatoren, Technikern, Verlegern und Anwälten wohl auch geschafft. Doch diese nutzten die Gelegenheit lieber dazu, sich mal wieder mit alten Berufskollegen auszutauschen.
Es sei «wie ein Klassentreffen», meinten denn auch mehrere Anwesende gegenüber dem Klein Report. Die Erinnerungen an Radio 24 sind bei vielen noch präsent, nachgeholfen haben die Radio-24-Macher, die für ein kleines Museum über den Sender alte CDs, Mikrofone, Zeitungsartikel und eine Menge Fotos herausgekramt haben. Ein braunes Koffermikrofon erinnert Dani Wyler an seine Zeit, als er Carl Lewis nach einem Rennen nachsprintete, das Interview aber am Schluss nicht brauchbar war, weil die Tonbandrollen verwickelt waren. Wyler ist heute Sportredaktor beim SRF, das an diesem Abend unter anderem mit den Moderatoren Steffi Buchli, Urs Gredig und Reto Brennwald gut vertreten war.
Daniel Wyler war der erste Redaktor, der bei Radio 24 eingestellt wurde. Seine Mutter habe ihm mitgeteilt, dass Roger Schawinski, der ebenfalls am Ehemaligen-Treffen vorbeischaute, jemanden suche, sagte er. «Zwei Tage später hatte ich den Job.» Das bedeutete für ihn auch, dass er in Italien bei ihrer ersten Sendestation «Stallwacht» halten musste, damit die Polizei den damaligen «Piratensender» nicht abschalten konnte. Er war am Mittwoch nicht der Einzige, der im ersten Stock, wo vor einigen Jahren noch die CD-Sammlung gestanden hatte, auf den Umzug anstiess und damals den Carabinieri die Tür zugehalten hatte.
Ein anderer war Heinz Leuenberger, der «zufällig» zu Radio 24 kam, weil er «hin und wieder die Schule geschwänzt» hatte, erzählte er dem Klein Report. Er war fünf Jahre beim Sender, als «Mädchen für alles im Hintergrund, vor allem bei den grossen Aussenshows». Er hätte auch gerne die Gitarre von Bon Jovi an der Wand im Treppenhaus mitgenommen; er war damals dabei, als der Musiker sie überreichte. Doch auch wenn vieles weg muss im alten Studio, von einigen Erinnerungsstücken aus der bewegten Geschichte will man sich nicht trennen. «Die Gitarre bleibt», sagte Karin Müller.
Denn Musik und Shows gehören beim Sender auch in Zukunft zum Programm. Gleich im Eingangsbereich des neuen Studios im dritten Stock des Löwenbräu-Areals, das die Gäste im Verlauf des Abends besuchen durften, ist eine Bühne für Konzerte im Studio aufgebaut. Auch die Mitarbeiter werden sich noch an ihre neuen Arbeitsplätze gewöhnen müssen. Künftig werden von der Redaktion bis zur Vermarktung alle in einem Grossraumbüro Platz finden. «Es war eine der Bedingungen, dass alles auf einer Ebene Platz haben muss», sagte Karin Müller. Dass es sich bei Radio 24 früher einmal um einen Piratensender handelte, daran erinnert höchstens noch die schwarz-weisse Einrichtung, die allerdings in bestem Zustand ist.
Nach 20 Jahren bleibt aber auch ein bisschen etwas an der Limmatstrasse 183 zurück. «Auch wenn ich noch nicht so lange dabei bin, spüre ich, dass wir ein legendäres Haus verlassen», sagte Moderatorin Nadine Sommerhalder. Das spürt auch Layouterin Myrto Joannidis. «Man kann den Spirit des Hauses nicht mit umziehen», sagte sie. Das ist aber auch für die aktuellen Mitarbeiter kein Grund, in Nostalgie zu verfallen. Und das nicht nur, weil Joannidis und Sommerhalder einige Pflanzen, CDs, Boxen und Mikrofone mitnehmen durften. «Ich freue mich sehr auf den neuen Standard», sagte Sommerhalder. Überhaupt keine Wehmut hat Filmredaktor Alex Oberholzer, der in den ersten Tagen im alten Studio zum Sender stiess. «Es ist modernste Technik, es ist eine reine Freude», sagte er.
Erst aber gibt es für sie noch einiges zu tun. Am Donnerstag wurden der Redaktion die neuen Räumlichkeiten vorgestellt, am Freitag heisst es packen und am Samstag umziehen. Zumindest das meiste. Denn das Signal wird erst am Montag, während Polo Hofers «Radio 24» läuft, eine Tramhaltestelle weiterziehen. Dann ist der offizielle Sendebeginn, der unter anderem von Tinkabelle und Knackeboul begleitet wird. Für den Anlass fährt zudem ein 24er-Tram auf.
«Dass wir das Inszenieren, geht von den Hörern aus», sagte Karin Müller. «Es reicht nicht, einfach das Signal am neuen Gebäude anzubringen.» Wenn der Sender umgezogen ist, öffnet das Radio deshalb auch erst den Kunden, und am 13. und 14. April auch den Interessierten, die Türen. «Ich bin überrascht von der grossen Nachfrage», sagte Marketingleiterin Barbara Novak. «Die Leute wollen ein Teil des Senders sein.»