Wer bisher meinte, «Paid Content» sei die Bezahlschranke für gute Newsbeiträge, rieb sich bei «20 Minuten» zweimal die Augen.
Unter dem Bild einer Blondine – Pornoästhetik lässt grüssen – steht «Paid Post», doch ein Unterschied zur klassischen «20 Minuten»-Berichterstattung ist nur sehr schwer zu erkennen.
Unter dem Titel «Ultimative Blowjob-Maschine mit künstlicher Intelligenz» und dem Lead «Geniesse Blowjobs, wann immer du willst», wird das «noch intensivere orale Vergnügen für die Männerwelt» beworben. Dies mit einem Infotext, der die «Autoblow A.I.» journalistisch aufbereitet.
Was man früher «Publireportage» nannte, ist bei «20 Minuten» sehr geschmeidig derart aufbereitet, dass sich redaktioneller- und Werbeteil erst bei ganz genauem Hinsehen trennen lassen. Es ist für die Lesenden wenig ersichtlich, wenn es heisst, «für den perfekten Blowjob wurden hunderte Stunden Oralsex-Videomaterial ausgewertet». Oder ob es ein Newsbeitrag zur sogenannten Künstlichen Intelligenz ist oder sich die alte Pornoindustrie mit dem Beinamen «intelligent», als Zeitungsseite gestaltet, einfach noch besser verkaufen will.
Die Praxis von «Paid Posts» bei «20 Minuten», aber auch bei Google-Ratings und Hits zeigt mehr und mehr: Die Suchmaschinenoptimierung verbunden mit digitalem «Journalismus» führen dazu, dass ganz normale Werbung für Sextoys als «Stories» mit K.I. und Zeitungsseitendesign aufgepimpt werden.
Der Ausverkauf von Information zwecks Konsum ist also schon sehr weit gediehen.