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Mittwoch
06.11.2019

Medien / Publizistik

2018 war die Redaktion in den Streik getreten. Der Dividendenhunger der Aktionäre steht auch jetzt wieder in der Kritik... (© JUSO Schweiz)

2018 war die Redaktion in den Streik getreten. Der Dividendenhunger der Aktionäre steht auch jetzt wieder in der Kritik... (© JUSO Schweiz)

Die Stimmung bei der Nachrichtenagentur Keystone-SDA ist einmal mehr auf dem Gefrierpunkt: Freiwillige Abgänge, redaktionelle Engpässe und nun droht eine weitere Kündigungswelle – die verunsicherte Belegschaft steht unter Dauerstress.

Der Ärger der Angestellten richtet sich gegen die Teppichetage, auch weil wichtige Personalentscheide ohne Einbezug der Mitarbeitenden von Keystone-SDA gefällt wurden. Nun haben sie «einstimmig eine Resolution an den Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung beschlossen», meldeten die Gewerkschaften Syndicom, SSM und Impressum am Montag.

Jüngstes Beispiel, bei dem die Kooperationsbereitschaft der Unternehmensspitze schmerzlich vermisst wurde, waren die Wechsel in der Chefredaktion. Die Belegschaft wurde überhaupt nicht in den Prozess miteinbezogen, obwohl im Redaktionsstatut eigentlich ein Anhörungsrecht verankert wäre. Das sorgte intern für viel Zündstoff.

Zusätzlich verunsichern die jährlich wiederkehrenden Sparpläne die Angestellten der Nachrichtenagentur: Beim Personal sollen im nächsten Jahr noch einmal 800'000 Franken eingespart werden, wurde im September vom Management angekündigt. Als Grund wurden Umsatzrückgänge genannt.

Die ohnehin gebeutelte Keystone-SDA-Redaktion konnte nur ungläubig den Kopf schütteln. Denn einige Monate zuvor hatte der Verwaltungsrat noch beantragt, den Aktionären 1,4 Millionen Dividende auszuschütten. Umso fragwürdiger erschien daher die Notwendigkeit eines weiteren Personalabbaus.

In der Resolution fordern die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nun, dass allfällige Gewinne zurück ins Unternehmen statt in die Brieftaschen der Aktionäre fliessen sollen. Von der Geschäftsleitung und dem Verwaltungsrat erwarten sie, dass sie zumindest dann in Entscheide miteinbezogen werden, wenn es um ihre berufliche Existenz geht.

«Die in der Resolution hervorgehobenen ‚heissen Eisen’, namentlich die Entwicklung des Personalbestands und das Lohnmodell, sind Themenbereiche, die im Rahmen einer partizipativen Führungskultur mit der Belegschaft diskutiert werden können und müssen», schreiben Syndicom, SSM und Impressum in einer gemeinsamen Mitteilung.

Weiter kritisierten die Gewerkschaften: «Es erstaunt doch sehr, dass sowohl der Verwaltungsrat als auch die Geschäftsleitung die im vergangenen Jahr festgehaltene schlichtungsrichterliche Vorgabe bereits vergessen zu haben scheinen.»