Nicht nur die angegriffenen «Edelfedern» wehren sich gegen die Kolumne von Kurt W. Zimmermann in der «Weltwoche». Er proklamierte dort, dass Redaktionen Zweiklassengesellschaften seien. Die meisten Journalisten würden brav ihre Stunden abarbeiten, während die «Edelfedern» flanieren würden.
«Namentlich legt mich Zimmi nicht unter seine Faulheit-Guillotine. Also reizt mich das auch nicht bis aufs Blut», sagt dazu Max Dohner, Autor bei den AZ Medien, dem Klein Report. Trotzdem wehrt er sich entschieden gegen den Artikel Zimmermanns: «Ein Metermass taugt auch nicht als Fallbeil. Rein metermässig stelle ich einfach fest: Der Umfang meiner Beiträge hat nicht abgenommen in den letzten Jahren. Bei Bedarf schlage ich ihm diese Jahreswälzer gern um die Ohren.»
Auch David Sieber, Chefredaktor der «Südostschweiz», ist nicht damit einverstanden, dass man die Arbeitsleistung eines Journalisten durch das Zählen seiner Artikel messen kann. «Denken, Lesen und Recherchieren ist auch Arbeit. Und wenn dann noch Ideen für andere abfallen, umso besser.»
Sieber erklärt, warum sogenannte «Edelfedern» wichtig sind: «Sie haben eine aussergewöhnliche Schreibe, finden andere ungewöhnliche Zugänge zu einem Thema und brechen Schemata auf. Sie sind das Salz in der Suppe einer Publikation und schärfen ihr Profil», findet er.
Für Autor Dohner definiert sich eine «Edelfeder» über ihre Handschrift und Geisteshaltung. Jeden Tag könnten die Leserinnen und Leser neu beurteilen, ob ein Autor seiner Aufgabe gewachsen sei - nicht zuletzt sprachlich. «Bei der «Aargauer Zeitung»/«Nordwestschweiz» gibt es den Status Autor. Den geniessen neben mir noch andere wenige Kollegen - durchaus mit Dankbarkeit», erklärt er.
Beim «Landboten» gebe es keine «Edelfedern», hält Chefredaktorin Colette Gradwohl fest. «Bei uns ist jede einzelne Journalistenfeder wichtig und geschätzt. Richtig ist, dass sich in den letzten Jahren der Output und die Arbeitsleistung aller Journalisten erhöht haben.»
Zimmermann äusserte sich in seinem Artikel kritisch über den Protest der «Tages-Anzeiger»-Redaktion über die höher werdende Arbeitsbelastung. Er bezeichnete die Arbeitszeit der Journalisten als angemessen und normal für den heutigen Arbeitsalltag.
Max Dohner kann die Protestierenden beim «Tages-Anzeiger» dagegen gut verstehen: «Mindestens das gleiche Blatt weitermachen - inzwischen auch subito online, bei ständig weniger Leuten - ein solches Kreuz wird jeden Monat schwerer wiegen. Werden sich bei der Hatz noch eigenständige Handschriften, unverwechselbare Schreibcharaktere hervorbilden?»