SRF-Direktorin Nathalie Wappler tritt beim Stellenabbau etwas auf die Bremse: Abgebaut wird nicht weniger als geplant, dafür nicht ganz so rasant.
Die Verunsicherung bei den SRF-Mitarbeitenden war gross, als die SRF-Spitze im Oktober ihre Ab- und Umbaupläne konkretisierte. Vor allem auch das schwindelerregende Tempo, in dem die Rosskur umgesetzt werden sollte, brüskierte die Belegschaft, wie der Klein Report damals berichtete.
Per Livestream hat Nathalie Wappler am Freitagvormittag nun ihre Mitarbeitenden über Gang und Stand der Sparübung informiert. Die erste Etappe des Personalabbaus fand wie geplant Anfang Jahr statt: Abgebaut wurden dabei 88 Vollzeitstellen, davon 27 über Entlassungen.
Doch das ist erst der Anfang. Dass auch noch weitere 145 Stellen daran glauben müssen, wie schon angekündigt, daran will die SRF-Direktorin auch weiterhin nicht rütteln. Die «rückläufigen Werbeeinnahmen» und die «Kosten für die digitale Transformation» geböten entsprechende «Personalmassnahmen». Einmal mehr wurden die 50 Millionen Franken, die der Sender durch Medienministerin Simonetta Sommaruga in der ersten Corona-Welle eben gerade wegen möglicher rückläufiger Werbeeinnahmen der SRG zugesprochen erhielt, nicht erwähnt.
Auf Nachfrage des Klein Reports sagte Nathalie Wappler dazu: «Innerhalb der gesamten SRG sind die Einnahmen seit 2017 um rund 100 Millionen Franken zurückgegangen. Mit den zusätzlichen 50 Millionen Franken konnte also nur ein Teil der weggebrochenen Einnahmen kompensiert werden, so auch bei SRF. Deshalb sind weitere Restrukturierungsmassnahmen nötig.»
Aufgrund des Werberückgangs müsse SRF bis 2024 rund 17 Millionen Franken einsparen. «Weitere mindestens 52 Millionen Franken kostet die digitale Transformation. Insgesamt beläuft sich das Sparvolumen also auf 69 Millionen Franken», so Wappler gegenüber dem Klein Report.
Das Tempo hat die SRF-Leitung nun ein wenig heruntergeschraubt. Den Abbau der zusätzlichen 145 Stellen wollte sie ursprünglich bis Ende 2021 erledigt haben. Neu wird in Tranchen abgebaut: «Rund 60 Vollzeitstellen werden bis Ende Jahr abgebaut, weitere rund 60 Stellen im Verlauf von 2022 und rund 25 Stellen im Jahr 2023», teilte die SRF-Kommunikation dazu mit.
Dadurch könne die Anzahl der Entlassungen durch natürliche Fluktuation und frühzeitige Pensionierungen «voraussichtlich» reduziert werden, so der vage Hoffnungsschimmer für die Betroffenen.
Betroffen sind unter anderem die Mitarbeitenden in der Produktion. Im Rahmen von «SRF 2024» will SRF Inhalte weniger aufwendig produzieren.
«Aktuell werden deshalb die Produktionsstandards der Sendungen und Onlineangebote überprüft und wo möglich vereinfacht. Daraus ergibt sich im Produktionsprozess ein signifikanter Sparbetrag», so SRF weiter.
Was «signifikant» in Schweizerfranken ausgedrückt genau bedeutet, will SRF erst «in den kommenden Wochen ermitteln». Ebenso wenig ermittelt worden ist bisher, wie sich dies im Einzelnen aufs Personal auswirken wird. Dies, obwohl genau diese Massnahmen vor der Tür stehen: Bereits im Herbst sollen sie umgesetzt werden.
Dieser straffe Fahrplan sei auf die Erstellung des Budgets 2022 ausgerichtet, sagte Nathalie Wappler weiter auf Nachfrage. «Das heisst: Bis im Herbst muss das Budget fürs kommende Jahr stehen, dort fliessen die Reduktionen bei den Produktionsstandards von Sendungen und Onlineangeboten mit ein.»
Ebenfalls einen Einfluss auf das Budget habe die Anzahl der Frühpensionierungen, die möglich sein werden. «Mitarbeitende über 60 können noch bis Ende Juli vertraulich mit der Pensionskasse besprechen, ob sie eine frühzeitige Pensionierung annehmen. Als Arbeitgeberin erfahren wir erst nach Ablauf dieser Frist, wie viele Personen das Angebot annehmen.»