Sarah-Lee Keller hat vor noch nicht zwei Jahren als erste Generalsekretärin bei Kommunikation Schweiz (KS/CS) ihre Arbeit aufgenommen. Sie sollte die Erneuerung des Verbandes vorantreiben. Nun ist Keller schon nicht mehr im Amt.
Der Klein Report sprach mit dem neuen Verbandspräsidenten Jürg Bachmann über das anhaltende Stühlerücken beim Dachverband, über die kommenden Erneuerungsschritte und über roten Zahlen.
Was sind die Gründe für den frühzeitigen Abgang von Sarah-Lee Keller?
Jürg Bachmann: «Sarah-Lee Keller hat mich schon im Winter darüber orientiert, dass sie KS/CS gelegentlich wieder verlassen möchte. Miteinander haben wir ihren Austritt per Ende August vereinbart. Sie hat sich bis zum letzten Arbeitstag eingesetzt, und wir sind in bestem Einvernehmen auseinandergegangen.»
Die neue Generalsekretärin wurde noch unter Ihrem Vorgänger, Filippo Lombardi, eingestellt. Gemäss Recherchen des Klein Report bei Verbandsmitgliedern hat es nicht nur zwischen Ihnen als neuem Präsidenten und Sarah-Lee Keller nicht uneingeschränkt harmoniert. Was waren die Gründe für die Trennung?
Bachmann: «Sarah-Lee Keller und ich haben, wie erwähnt, ausgezeichnet zusammengearbeitet. Sie hat die Mitgliederversammlung perfekt organisiert, was nicht einfach war, weil wir sie wegen Covid online durchführen mussten. In der ganzen Übergangsphase von Filippo Lombardi zu mir hat sie mich und das abtretende Präsidium verlässlich unterstützt. Auch zu Beginn meiner Amtszeit konnte ich mich auf sie verlassen. Mangelnde Harmonie zwischen ihr und mir, auch zum abtretenden Präsidium, ist mir nicht aufgefallen. Aber es war eine fordernde Zeit, die Covid mit dem Wegfallen von persönlichen Begegnungen zusätzlich belastet hat.»
Der Verband sprach bei der Einstellung von Sarah-Lee Keller vom «Beginn einer neuen Ära» und einer «neuen Positionierung», den die als «erfahrene Marketing- und Kommunikationsspezialistin» vorgestellte Keller hätte einleiten sollen. Wie gehen diese Erneuerungsschritte nun weiter?
Bachmann: «Die Positionierung, die Filippo Lombardi eingeleitet hat, war richtig, und wir führen sie weiter. KS/CS fokussiert sich auf die politische Arbeit gegen Werbeverbote und unnötige Einschränkungen durch die Regulierung. Das ist unser Kerngeschäft und unsere klare Fokussierung auch in Zukunft. Werbung ist zwingend wichtig für eine leistungsfähige Volkswirtschaft. Sie muss gesetzliche Rahmenbedingungen haben, die der ganzen Branche erlauben, sich gut zu entfalten.»
Sarah-Lee Keller war zuletzt als Senior Project Manager bei Digitalswitzerland tätig. Dorthin ist sie nun wieder zurückgekehrt. Wer ersetzt Sarah-Lee Keller? Oder wer übernimmt den Zukunftsbereich Digital bei KS/CS?
Bachmann: «Auf der Geschäftsstelle arbeiten weiterhin Ekaterina Petrova als Office-Managerin und Dr. Marc Schwenninger als Leiter des Rechtsdienstes. Für die Kommunikation und das Marketing ist Anfang August Vera Baldo-Tschan zum Team gestossen. Ich arbeite derzeit als operativer Präsident. Alle wesentlichen Funktionen sind besetzt. Werbung wird analog und digital ausgespielt. Gemeinsam richten wir unsere Aufmerksamkeit auf alle Formen der Werbung.»
Sie selbst kommen von der heutigen TX Group von Pietro Supino und waren lange Jahre für den Vermarkter Goldbach im Marketing und im Bereich Public Affairs tätig. Innerhalb des Verbandes Kommunikation Schweiz gibt es nun immer mehr Stimmen, welche die Nähe zum umstrittenen CEO der TX Group monieren. Was erwidern Sie Ihren Widersachern?
Jürg Bachmann: «Ich war immer stolz darauf, für Goldbach zu arbeiten, und halte Goldbach bis heute für ein ausgezeichnetes, leistungsfähiges Unternehmen. Dass Goldbach heute zur TX Group gehört, finde ich ermunternd für beide Unternehmen. Persönlich bewundere ich das Engagement von Pietro Supino als Verleger in einer schwierigen Zeit. Es ist wichtig, dass wir in der Schweiz auch in Zukunft reichweitenstarke, solid finanzierte Medien haben und Persönlichkeiten, die sich dafür engagieren. Das gilt auch für andere Verleger. Und KS/CS setzt sich ein für alle Formen der Werbung und gute Rahmenbedingungen dafür.»
Gemäss eigenem Wording des Verbandes vom 30. Oktober 2019 werde «der administrative Bereich von Ursula Gamper» durch die Einstellung von Sara-Lee Keller «nicht tangiert». Gamper werde weiterhin für KS/CS Kommunikation Schweiz aktiv sein. Gemäss Recherchen des Klein Report arbeitet Ursula Gamper, die ehemalige Geschäftsführerin von KS/CS, aber neu für den Verband Schweizer Medien, den Verlegerverband, der von Pietro Supino präsidiert und bestimmt wird. Weshalb hat es mit Ursula Gamper nicht geklappt?
Bachmann: «Ursula Gamper hat viele Jahre ausgezeichnet für KS/CS gearbeitet. Die Trennung erfolgte vor meiner Zeit im Zuge einer früheren Reorganisation. Ich persönlich habe bis heute gute Kontakte zu Ursula Gamper, die von Sympathie und gegenseitigem Respekt gekennzeichnet sind. Als ich dem Kommunikationsrat angehörte, habe ich immer wieder gut mit Ursula Gamper zusammengearbeitet. Ich bin froh, ist Ursula Gamper bis heute unser wandelndes Archiv und bereit, uns bei Fragen Auskunft zu geben, wo wir die Geschichte kennen möchten.»
Es sind nun die Generalsekretärin und die ehemalige Geschäftsführerin weg. Wie wollen Sie verhindern, dass KS/CS nicht ein reiner Männerclub wird?
Bachmann: «Auf der Geschäftsstelle sind wir zwei Frauen und zwei Männer. Im Vorstand von KS/CS sieben Frauen und sieben Männer. Dieses paritätische Verhältnis gefällt mir und bietet beste Voraussetzungen für ausgezeichnete Arbeit.»
Als Kommunikationsbeauftragter von KS/CS Kommunikation Schweiz ist bisher der forsche Thomas Meier am Markt aufgetreten. Inwiefern war diese Position in die machtkampfartigen Rangeleien involviert, und wird dieser Bereich nun auch neu organisiert?
Bachmann: «Von Machtkämpfen und Rangeleien habe ich wenig gespürt. Von Veränderung schon. Thomas Meier hat viele Jahre für KS/CS gute Arbeit geleistet. Auch ihm gebührt Dank dafür. Heute ist Vera Baldo-Tschan für die Kommunikation zuständig, eine junge Frau, die über viel Kompetenz und Erfahrung auch im Bereich von Social Media verfügt.»
Der Dachverband Kommunikation Schweiz hat das vergangene Jahr mit einem Minus abgeschlossen. Wie sieht die Budgetplanung neu unter Ihrer Ägide aus?
Bachmann: «Mindestens eine schwarze Null ist immer zwingend. Dafür setzt sich auch unser Finanzchef Christian Merk ein.»