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Donnerstag
10.03.2022

Medien / Publizistik

Auf Twitter erreicht Julian Reichelt aktuell 130'000 Follower. Bei «Cicero» lag die Auflage 2021 bei rund 45'000...

Auf Twitter erreicht Julian Reichelt aktuell 130'000 Follower. Bei «Cicero» lag die Auflage 2021 bei rund 45'000...

Seit Mitte Januar ist bekannt, dass Julian Reichelt eine eigene Plattform plant.

Der in Ungnade gefallene «Bild»-Chefredaktor aus dem Springer-Konzern habe eine «Marktlücke» im Journalismus ausgemacht, nämlich die Millionen «medial Obdachloser» zu bedienen, die ihr Denken mit den heutigen Mainstream-Medien nicht mehr restlos beglückt sehen können.

Bis seine Plattform in diese Bresche springen kann, versucht Julian Reichelt seine Gemeinde über Twitter zufriedenzustellen, wo er 130'000 Follower hat.

Inzwischen hat ein weiteres Ersatz-Medium für seine Plattform die Nische entdeckt. Für das Magazin «Cicero» durfte Reichelt zwei Gastbeiträge verfassen. In einem analysiert er das «KGB-Hirn» von Wladimir Putin. In einem zweiten Beitrag geht es um Gerhard Schröder.

Der Tenor beim Putin-Bericht: Vielleicht laufe es gar nicht so schlecht mit dem Feldzug in der Ukraine, wie die westlichen Medien zu beobachten glauben. «Aber was, wenn das Gegenteil der Fall ist und wir schon wieder auf eines seiner Täuschungsmanöver hereinfallen?»

Reichelt glaubt in seiner Analyse des «KGB-Hirns», dass die einzig historisch erprobte Antwort auf ein ultra aggressives Russland eine ultra aggressive Abschreckung sei: militärisch, wirtschaftlich und rhetorisch.

Mit Putin werde es keinen Frieden mehr in Europa geben, meint Reichelt, deswegen müsse alle Politik darauf ausgerichtet sein, sein Regime abzuschrecken, zu spalten und zu zerschlagen. «Die deutsche Gewissheit, Frieden könne es nur mit Putin geben, hat uns an den Rand des dritten Weltkriegs geführt», schreibt Julian Reichelt im «Cicero».

Um der hybriden Bedrohung durch Wladimir Putins Regime zu begegnen, sollten wir daher unsere Abwehr gegen Desinformation stärken.

Zur Rolle von SPD-Altkanzler Gerhard Schröder meint Julian Reichelt, dass dessen Kommentare schon immer «als kriegsvorbereitend» hätten erkennbar sein können, zum Beispiel in seinen Kolumnen auf T-Online. Heute würde das «endlich – auch breit so gesehen».

Wieso nicht vorher? «Weil der russische Geheimdienstapparat schon immer die Eitelkeit von Menschen zu nutzen wusste, besonders die Eitelkeit von Journalisten», weiss der Ex-«Bild»-Chefredaktor. Und der inzwischen nach Unabhängigkeit strebende Meinungsmacher meint, dass für einen «Scoop» oder einen grossen Namen wie Schröder sich die deutsche Medienlandschaft «zu oft zu gern in den Dienst der Kreml-Botschaft» gestellt habe.

Der Klein Report analysiert: Zumindest ungebildet wirkt die Meinung des Ex-«Bild»-Chefs nicht.

«Cicero» wurde 2004 wurde vom Journalisten Wolfram Weimer als Magazin für politische Kultur mit dem Ziel gegründet, ein Pendant zu den grossen US-Magazinen «The New Yorker» und «The Atlantic» in deutscher Sprache zu etablieren.

Finanziert wurde das Projekt vom Ringier-Verlag aus der Schweiz. Seit Mai 2016 erscheint «Cicero» im Res Publica Verlag, der im Rahmen eines Management-Buy-Outs gegründet wurde.