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Donnerstag
22.12.2011

Je jünger die Personen sind, desto häufiger und länger konsumieren sie Webradio. Die Webradionutzung verhält sich damit gerade gegenteilig zur herkömmlichen Radionutzung, wo ältere Personen häufiger und länger konsumieren. Dies ist eine Haupterkenntnis der am Mittwoch veröffentlichten Studie der Mediapulse AG zum Webradiokonsum in der Schweiz.

«Obschon jeder fünfte Schweizer (19 Prozent) gelegentlich Radio übers Internet hört, erreicht live Webradio lediglich eine Tagesreichweite von sechs Prozent; im Vergleich mit 88 Prozent beim herkömmlichen Radio ist das noch wenig», teilte die Mediapulse AG am Mittwoch mit. Die meisten Webradiohörer (55 Prozent) entscheiden sich gemäss der Studie für den Empfang über Internet, weil sie den gewünschten Sender nur so empfangen können. Mit 41 Prozent haben die Schweizer Privatradios beim Webradiokonsum den höchsten Marktanteil, gefolgt von ausländischen Radiostationen (34 Prozent). 25 Prozent der Webradionutzung entfällt auf die SRG-Sender.

Webradio wird fast ausschliesslich entweder im Büro (53 Prozent der gesamten Nutzungszeit) und zu Hause (43 Prozent) konsumiert. Mit vier Prozent ist die Nutzung unterwegs deutlich weniger verbreitet. Entsprechend fällt bisher auch der Konsum via Mobiltelefon eher tief aus: Durchschnittlich konsumieren Webradionutzer nur vier Minuten pro Tag über das Mobiltelefon. Beim Computer und beim Internetradiogerät liegen die entsprechenden Werte bei 50 Minuten respektive zwölf Minuten.

Die Studie stiess am Mittwoch teilweise auf Kritik: «Diese Studie sieht für mich nach einer Alibiübung aus. Es macht für mich den Anschein, als wolle man sich bei Mediapulse mit dieser Studie dafür rechtfertigen, dass bis heute die Radionutzung via Internet von der offiziellen Messmethode `Radiocontrol` immer noch nicht erfasst wird», erklärte am Mittwoch Radio-105-Chef Giuseppe Scaglione gegenüber dem Klein Report.

Zudem sei er der Meinung, dass man für eine solche Marktstudie deutlich mehr als nur 500 Leute befragen müsse. Es stelle sich auch die Frage, was da überhaupt für Leute befragt wurden. «Bei unseren Umfragen geht seit längerer Zeit deutlich hervor, dass beim jungen Publikum das Radiohören via Internet bereits gleich wichtig ist wie die Nutzung über UKW», so Giuseppe Scaglione.

Er kritisierte auch den Veröffentlichungszeitpunkt: «Das Thema Internetradio ist für die Radiobranche sehr wichtig. Dass nun eine Studie zu diesem Thema ausgerechnet drei Tage vor Weihnachten erscheint, ist mehr als fragwürdig», erklärte Scaglione. Die Mediapulse wolle offenbar eine öffentliche Diskussion vermeiden, das Thema aber trotzdem noch schnell abgehandelt haben. «Internationale Studien belegen zudem, dass die Sender, die via Internet am stärksten genutzt werden, auch jene Sender sind, die auf UKW bereits eine starke Hörerschaft haben. Will man der Studie von Mediapulse glauben, ist die Schweiz in jeder Hinsicht falsch gepolt», erklärte Giuseppe Scaglione gegenüber dem Klein Report.

Wer die Studie dennoch lesen will: Die vollständige Mediapulse-Webradio-Studie kann heruntergeladen werden unter: http://www.mediapulse.ch/de/publikationen/downloads/studien.html.