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Mittwoch
16.01.2013

«Opfer-Abo» ist das Unwort des Jahres 2012. Gewählt wurde es vor «Pleite-Griechen» und «Lebensleistungsrente» von einer vierköpfigen Jury. Prominenter Urheber der Wortschöpfung ist der Wettermoderator Jörg Kachelmann.

In verschiedenen Interviews hat Kachelmann im Herbst 2012 gesagt, Frauen hätten in der Gesellschaft ein «Opfer-Abo», mit dem sie ihre Interessen in Form von Falschbeschuldigungen gegenüber Männern durchsetzen könnten. «Frauen», meinte er in einem Gespräch über seinen Vergewaltigungsprozess mit dem «Spiegel», «sind immer Opfer, selbst wenn sie Täterinnen wurden. Menschen können aber auch genuin böse sein, wenn sie weiblich sind.»

«Das Wort stellt in diesem Zusammenhang Frauen pauschal und in inakzeptabler Weise unter den Verdacht, sexuelle Gewalt zu erfinden und somit selbst Täterinnen zu sein», schreibt die Jury in ihrer am Dienstag veröffentlichten Begründung. Das sei «sachlich grob unangemessen», bedenke man, dass nur fünf bis acht Prozent der von sexueller Gewalt betroffenen Frauen tatsächlich die Polizei einschalten würden.

Gewählt wird das Unwort des Jahrs seit 1991. Vorgänger von «Opfer-Abo» sind unter anderem «Döner-Morde» (2011), «notleidende Banken» (2008), «Humankapital» (2004) oder «Ich-AG» (2002).