Absichtlich verbreitete Falschinformationen sind für Schweizerinnen und Schweizer ein grosses Problem – vor allem im Umgang mit einer gesellschaftlichen Krise. Dies und mehr zeigt das neue Jahrbuch Qualität der Medien 2021 des Forschungszentrums Öffentlichkeit und Gesellschaft (FÖG) der Universität Zürich (UZH).
«Lange Zeit dachte man, Desinformation gäbe es nur in anderen Ländern. Die Coronapandemie hat dieses Bild grundlegend verändert. Viele Schweizer Bürgerinnen und Bürger schätzen das Problem Desinformation mittlerweile als grosses bis sehr grosses Problem ein», erklärte Mark Eisenegger, Leiter des FÖG, am Montag in der Pressekonferenz zum Jahrbuch.
Konkret sind es 49 Prozent aller Befragten, die stark besorgt sind. Als Hauptquellen von Desinformation haben die Studien-Teilnehmenden soziale Medien (62%), Alternativmedien (39%), Videoportale (36%) oder Messenger-Apps (28%) angegeben. Gut weggekommen sind dagegen die professionellen Qualitätsmedien, der Bund und die Behörden. Sie werden sogar von einem Grossteil der Bevölkerung konsultiert, um Fake News zu überprüfen.
Damit unterstreicht das FÖG die Wichtigkeit des professionellen Qualitätsjournalismus. Dieser helfe besonders in Krisenzeiten, Fakten und Zahlen einzuordnen und die Verbreitung von Desinformation einzudämmen. «Doch die ökonomische Situation des Journalismus hat sich weiter verschlechtert», schreibt die Forschungsstelle der UZH. Denn erstmals sind die Einnahmen aus dem Online-Werbemarkt rückläufig.
Und aufgrund dieser Beobachtung wagt sich das FÖG ungewohnt weit aus der Wissenschaft in die Politik hinein: «Es zeichnet sich immer mehr ab, dass qualitativ hochwertiger Journalismus nur durch eine direkte Medienförderung zu finanzieren ist», meint Professor Eisenegger. Das Medienförderungspaket sei dabei ein kleiner Schritt in die richtige Richtung.
Doch es sei eben auch nicht perfekt. «Wir kritisieren, dass der Teil der indirekten Medienförderung im Vergleich zur direkten Medienförderung zu gross ist. Es soll also zu viel Geld in die alte Medienwelt fliessen», positioniert sich Eisenegger. Die Studie des FÖG zeigt hierzu, dass 37 Prozent der Befragten eine aktivere Medienförderung befürworten – gleich viel aber dagegen sind. 26 Prozent sind in dieser Frage unschlüssig.
Die Medienqualität hat aber, trotz wegfallenden Geldern, gemäss Studie nicht abgenommen. Der Anteil an Einordnungsleistung in Form von Hintergrundbeiträgen ist zum ersten Mal seit sechs Jahren nicht mehr zurückgegangen. Die Qualität hat sich jedoch in einzelnen Bereichen verändert: So informieren die Medien nun mehr über Politik als im Vorjahr, dagegen aber weniger über Soft-News wie Sport und Human Interest.
Zudem konnte erneut eine Unterrepräsentation von Frauen in der Medienberichterstattung verzeichnet werden. Bereits Anfang Juli hat das FÖG aufgezeigt, dass nur knapp jede vierte Person, über die die Schweizer Medien berichten, weiblich ist.