Fussball ist sein Business. Und für das scheint er seine eigenen Regeln zu haben.
Anders ist es nicht zu interpretieren, wenn Fifa-Präsident Gianni Infantino bei einem Business-Meeting in Saudi-Arabien mit Yasser Almisehal, President of Saudi Arabia’s Football Federation, in einem Werbevideo nur überschwengliche Lobesworte für ein Land findet, bei dem die Menschenrechte mit Füssen getreten werden. Aber zumindest hat das ja etwas mit Fussball gemein.
Von Amnesty International gibt es für diesen Werbeauftritt Infantinos mehr als nur die gelbe Karte: «Das ist nur schwer zu ertragen.»
Im besagten Werbevideo, das vom saudischen Sportministerium am Donnerstag auf Twitter veröffentlicht wurde, lobt Infantino «die grossen Fortschritte des Landes». Dabei ist der Fifa-Mann aus Zürich auch bei einem Besuch in der historischen Stätte Dirijah im Westen der Hauptstadt Riad zu sehen. «Es ist eine erstaunliche Kulisse, es ist eine unglaubliche Geschichte», kommentiert Infantino. «Das ist etwas, was die Welt besuchen und sehen sollte.»
Rund um den Besuch an einem traditionellen saudischen Schwerttanz-Ritual lobt Infantino auch die Entwicklung des saudischen Sports. Es habe «viel Veränderung» gegeben. Oder wie das Sport-Ministerium Infantino auf Twitter zitiert: «The big improvement that underwent the past two years are unbelievable.»
So gebe es in Saudi-Arabien jetzt Frauenfussball.
Regina Spöttl, die Saudi-Arabien-Expertin bei Amnesty Deutschland, kommentierte am Freitag: «Die Verantwortlichen von Sportveranstaltungen sollten sich von solchem Sportswashing nicht blenden lassen.» So erwähne Infantino mit keinem Wort die «prekäre» Menschenrechtslage in Saudi-Arabien.
Das Königreich hatte in den vergangenen Jahren unter Führung von Kronprinz Mohammed bin Salman Reformen beschlossen, die die Gesellschaft liberalisieren und Frauen mehr Rechte geben. So dürfen Frauen nun auch in Saudi-Arabien Auto fahren.
Im gleichen Königreich wurde die prominente Frauenrechtlerin Ludschain al-Hathlul Ende Dezember zu fast sechs Jahren Haft verurteilt. Kritiker liefen Gefahr, «verhaftet, gefoltert und in unfairen Gerichtsverfahren zu hohen Haftstrafen und anschliessendem Reiseverbot verurteilt zu werden», klagt Amnesty International an.