Das Schweizer Syndikat Medienschaffender (SSM) ist nicht zufrieden mit der Art und Weise, wie SRF-Direktorin Nathalie Wappler ihre Sparziele umsetzen will. Beim Abbau in den Produktionsteams verstosse das Vorgehen sogar gegen den Gesamtarbeitsvertrag.
«Kündigungen müssen vermieden werden. Weiterbildungen und Umschulungen, um bestehendes Personal weiterhin einsetzen zu können, sind das effektivste Mittel dafür», schreibt die SRG-Gewerkschaft in einer internen Mitgliedermail an die SRF-Mitarbeitenden, die dem Klein Report vorliegt.
SSM sorgt sich auch um die Mitarbeitenden, die ihre Jobs behalten. «Jede Stelle, die wegfällt, erhöht den ohnehin bereits bestehenden Druck auf das verbleibende Personal: Sparen durch Leistungssteigerung ist nicht unbegrenzt möglich.»
Die SRF-Geschäftsleitung will Entlassungen vermeiden. Doch mit vorzeitigen Pensionierungen und natürlicher Fluktuation sei es noch nicht getan, kritisiert SSM. «Die bereits realisierten Personalmassnahmen im Rahmen von ‚SRF 2024‘ und mit den Redaktionen des Radiostudios Bern haben deutlich gezeigt, dass vorzeitige Pensionierungen und umfangreiche Pensenreduktionen nach Sozialplan einer Kündigung gleichkommen.»
Nach Ansicht der Gewerkschaft müssen nicht nur Kündigungen, sondern auch «existenzgefährdende Reduktionen des Beschäftigungsgrads» und «unfreiwillige, vorzeitige Pensionierungen» vermieden werden.
Dass die SRF-Spitze bei der Umsetzung der Rosskur nun das Tempo etwas drosselt, kommt den Anliegen des Personals entgegen. Die Konsultation zu «SRF 2024», welche im Herbst 2020 durchgeführt wurde, hatte laut SSM aufgezeigt, dass eine Mehrheit sich für eine Verlangsamung oder einen Aufschub des Abbaus ausspricht.
Zusätzlich eröffne ein Aufschub die Möglichkeit, andere Lösungen zu finden und den verschiedenen Teams mehr Mitsprache zu ermöglichen, schreibt die Gewerkschaft an ihre Mitglieder «Diese Chance muss erkannt und von den Führungskräften entsprechend genutzt werden.»
Besonders pikant: Beim Abbau in den Produktionsteams kritisiert SSM eine Verletzung des Gesamtarbeitsvertrags (GAV): «Es ist inakzeptabel, dass die alljährliche Verteilung der Stellenprozente zum Auffangen der Schwankungen im Jahresprogramm – die sogenannte ‚Oktoberaktion‘ – dafür genutzt wird, eine Reorganisation zu vollziehen und den Sozialplan zu umgehen.»
Die Pensenreduktionen im sogenannten «GAV variabel» seien nicht zu diesem Zweck vereinbart worden. «Das Vornehmen des Abbaus darüber kommt einer Verletzung des GAV gleich», so die Gewerkschaft. Der Stellenabbau müsse über den Sozialplan erfolgen.