Hansi Voigt (49), Chefredaktor von 20minuten.ch, wird die Tamedia nach sieben Jahren verlassen. Im Zuge des Zusammenschlusses der Printredaktion von «20 Minuten» und der Onlineausgabe hat der Verlag Marco Boselli, zurzeit Chefredaktor von «20 Minuten», zum neuen Chefredaktor ernannt.
«Nach meinen Ferien im Juli ist Marcel Kohler, der Geschäftsführer von `20 Minuten`, auf mich zugekommen und hat mich über die Pläne des Verwaltungsrates informiert, Print und Online bei `20 Minuten` zusammenzulegen», sagte Hansi Voigt am Donnerstag gegenüber dem Klein Report. Das fand Voigt, der als Kritiker von scheinkonvergenten Redaktionsmodellen gilt, keine schlechte Idee. Versuche in People- und Printressorts hätten aber gezeigt, dass es bei «20 Minuten» einfacher ist, einen langen Onlineartikel für Print aufzubereiten als umgekehrt. Daraus ergibt sich laut Voigt, dass die redaktionelle Hauptlast im digitalen Bereich angesiedelt werden müsste und von dort aus Channels wie Print und Mobile bespielt werden müssten. «Die Redaktion muss dort angesiedelt werden, wo die grösste Reaktionsfähigkeit gegeben ist», meint Hansi Voigt.
Ein paar Wochen später hätten alle wieder miteinander geredet. Am Ende sei ihm die Variante mit der Co-Chefredaktion angeboten worden. «Ich habe sofort gesagt, ich mache alles, nur keine Co-Chefredaktion während eines Fusionsprozesses.» Der Verlag habe sich entscheiden müssen und er hat sich für Marco Boselli entschieden, erklärte Hansi Voigt, der es sportlich gelassen nimmt.
Noch vor einer Woche galt der Onlinechefredaktor von «20 Minuten» als Kronfavorit für das zusammenzuführende Medienprodukt. In gesprächigen Journalistenkreisen erkennt man nun einen Eklat im Hause Tamedia, wobei zu sagen ist, dass das Echo auf beiden Redaktionen immer gleich tönt: «das hätten wir nicht gedacht», «wir sind äusserst erstaunt über die Situation».
Hansi Voigt selber erklärt gegenüber dem Klein Report plausibel, dass es sich hier nicht um ein Zerwürfnis handle. «Wie gesagt, eine Co-Chefredaktion kommt in diesem Fall für mich nicht in Frage.» Die Herren der Tamedia hätten sich sehr bemüht, ihn zu halten, aber im Moment sei im Verlag keine adäquate Stelle frei, sagt Voigt.
Am 30.9.2002: Hansi Voigt bei der Wirtschaftszeitung «Cash»