Hans-Peter Rohner, Verwaltungsratspräsident und CEO der PubliGroupe, erklärte am Dienstag gegenüber dem Klein Report die Hintergründe der Umstrukturierung bei den Joint-Venture-Gesellschaften von PubliGroupe und Swisscom. Es gehe vor allem darum, künftig agiler und dynamischer agieren zu können. Man müsse bedenken, dass die Joint-Venture-Gesellschaften zu einem Zeitpunkt gegründet wurden, als das Schwergewicht der Geschäftstätigkeit bei Printverzeichnissen lag.
Geht bei drei gleichzeitig abtretenden CEOs nicht zu viel Know-how verloren? Gab es nicht die Option, einem der drei CEOs die neue Gesamtaufgabe anzuvertrauen?
Hans-Peter Rohner: Wir haben die Evaluation für die neue Stelle höchst professionell durchgeführt und uns für den geeignetsten Kandidaten entschieden. Natürlich bedauere ich die Abgänge, insbesondere von unserem langjährigen Mitarbeiter und bisherigen LTV-Gelbe-Seiten-AG-CEO Jean-Pascal Michel. Aber wir mussten damit rechnen, dass es mit der Verschlankung der Strukturen zu Abgängen kommen wird.
Sie versprechen sich von der Massnahme mehr Dynamik, kürzere Entscheidungswege und eine konsequente Ausrichtung auf den Markt. Was verstehen Sie darunter? Agierte man bislang zu träge?
Rohner: Die Joint-Venture-Gesellschaften wurden vor zwölf Jahren gebildet. Damals lag das Schwergewicht der Geschäftstätigkeit bei Printverzeichnissen. Mittlerweile steht das Onlinebusiness im Vordergrund. Hier muss man agiler und dynamischer agieren. Die jetzige Struktur mit drei Geschäftsleitungen und drei Verwaltungsräten führt zu Abläufen, die zu zeitintensiv sind.
Aber die Verwaltungsräte werden nicht zusammengelegt?
Rohner: Das stimmt, sie bleiben rein formal bestehen. Doch wird ihnen ein Aufsichtsboard übergeordnet, das speditiver und schneller entscheiden kann.
Wie haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter reagiert?
Rohner: Es handelt sich um die grösste Umstrukturierung seit zwölf Jahren. Dementsprechend waren die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Entscheid überrascht, zumal sie geliebte, respektierte Vorgesetzte verlieren. Doch sie haben breite Zustimmung signalisiert. Sie zeigen Verständnis, dass die Joint-Venture-Gesellschaften näher zusammenrücken müssen.
Geht die Angst vor einem Stellenabbau um?
Rohner: Nein. Auf Kaderebene wird es zu einer gewissen Straffung der Strukturen kommen. Auf Mitarbeiterebene kann es allenfalls zur Aufhebung vereinzelter Stellen kommen, falls sie sektorell überflüssig werden. Solche Entscheide könnten dann anstehen, wenn Mitarbeiter unser Unternehmen aus eigenem Antrieb verlassen und eine Neubesetzung der Stelle zur Diskussion steht.
Der neue CEO Edi Bähler hat eine lange Swisscom-Vergangenheit. Ist dies ein Zeichen dafür, dass der Einfluss der Swisscom steigen wird?
Rohner: Ich versichere Ihnen, dass gerade dieses Kriterium bei der Wahl keine Rolle gespielt hat. Klar hat uns seine hohe Kompetenz, gerade im Mobilbereich, überzeugt. Aber dass er früher bei der Swisscom und nicht bei einem anderen Telekommunikationsunternehmen tätig war, war nicht entscheidend.
Was ändert sich durch die Umstrukturierung für die Kunden? Sind neue Geschäftsmodelle geplant?
Rohner: Wir können den Kunden per sofort bessere Online-Werbemöglichkeiten anbieten. Neue Angebote sind ebenso geplant wie eine weitere Verbesserung der Servicequalität. Ich rechne auch damit, dass die Nutzerzahlen von local.ch weiterhin stark ansteigen werden.
Welches sind die Hauptgegner im Markt? Muss man sich hauptsächlich im Kampf bewähren?
Rohner: Google ist für uns Geschäftspartner und Konkurrent zugleich. Man darf aber nicht vergessen: Search.ch und weitere Nischenplayer sind auch wichtige Konkurrenten.
Dienstag
19.10.2010