Im Oberwallis ist es in den letzten Tagen zu Hamsterkäufen der Oppositionszeitung «Rote Anneliese» gekommen. Offensichtlich versucht dort jemand, einen negativen Artikel über sich der Öffentlichkeit vorzuenthalten. «Etwa 300 bis 400 Exemplare der aktuellen Ausgabe sind an den Kiosken in Brig-Glis, Naters und Visp von einer Person aufgekauft worden», sagte der Chefredaktor der «Roten Anneliese», Kurt Marti, am Freitag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. Die Gesamtauflage der «Rote Anneliese» beträgt 3000 Exemplare, wovon rund 1300 an die Kioske gehen und 1700 an abonnierte Leser und Leserinnen. Es sei daher nicht so, dass die ganze Auflage von einer Person aufgekauft worden ist, wie dies die Tageszeitung «Walliser Bote» am Freitag gemeldet hat, sagte Marti weiter.
Wer genau etwa 2600 Franken investiert hat, um die Zeitung an den Kiosken zum Verschwinden zu bringen, wisse man nicht, erklärt Marti. Im Raum Brig und Visp kommen vor allem zwei Oberwalliser Persönlichkeiten in Artikeln der Zeitung nicht gut weg. Zum einen handelt es sich um einen Kinderarzt in Brig, von dem laut «Rote Anneliese» der Verband der Krankenversicherer santésuisse 600 000 Franken zurückfordert. Zum anderen um einen Anwalt und Notar aus Visp, dem wegen Urkundenfälschung das Patent entzogen worden ist.
Laut dem Regionaljournal Bern, Freiburg, Wallis von Schweizer Radio DRS 1 hat eine ältere Frau die Exemplare gekauft. Mit welchem Motiv oder in wessen Auftrag sie dies getan hat, bleibt vorläufig ein Rätsel. Die «Rote Anneliese» gibt es seit 1973, und sie erscheint rund fünf Mal im Jahr. Sie wird von ihren Machern und Macherinnen als «einzige Oppositionszeitung der Schweiz» beschrieben, da sie aus Gründen der Unabhängigkeit völlig auf Werbung verzichtet.
Sonntag
03.07.2005