Wie für das «erste Mal» üblich, tappten die Akteure auch bei «Hallo SRF!» noch weitgehend im Dunkeln: Bei der ersten Ausgabe der Sendung, die am Mittwochabend live über TV, Radio und Internet ausgestrahlt wurde, schafften es die Zuschauer nicht, SRF-Direktor Ruedi Matter ins Schwitzen zu bringen.
Gleich zu Beginn der Sendung stimmte Moderator Jonas Projer das Publikum ganz im Sinne der Sendung ein: «Grillen Sie ihn, bringen Sie ihn ins Schwitzen», animierte er die 250 Zuschauer im Studio 1 von SRF in Zürich-Leutschenbach. Geladen waren die Gäste von der «Arena»-Redaktion rund um Projer: Sie alle hatten im Vorfeld der Sendung kritische Fragen eingesandt. «Insgesamt sind 6000 Anregungen bei uns eingegangen», erzählte im Presseraum eine SRF-Vertreterin dem Klein Report vor der Sendung.
Wirklich heiss wurde es Ruedi Matter im Verlauf der 45-minütigen Sendung aber nie, obwohl er die Fragen, die er live beantworten musste, noch nicht vorher gekannt hat. Die Zuschauer ärgerten sich über zu viel Werbung, schlechte Sportkommentatoren, fehlende Pünktlichkeit der Sendungen oder etwa die Brutalität in manchen Programmen. Kurz gesagt alles Themen, die im subjektiven Empfinden des Zuschauers liegen und vor allem Themen, mit denen sich der Kundendienst des Schweizer Fernsehens und somit auch Matter schon tagtäglich konfrontiert sehen.
«Das sind alles sehr konkrete Fragen», fasste Moderator Projer die Voten zusammen. Fast schon komödiantisch wurde es aber spätestens, als sich ein aufgebrachter Zuschauer beschwerte: Er habe kaum etwas verstanden, weil im Hintergrund ein Aufgebot weiterer SRF-Moderatoren zu lautstark Anrufe entgegennahm. «Das ist auch ein Fehler», wetterte der Herr im Publikum. Jonas Projer versprach Besserung für die nächste Sendung.
Erst als die Sendezeit schon fast abgelaufen war, wurde die Frage nach den Billag-Gebühren gestellt. Eine wirkliche Diskussion zwischen Matter und einer Frau im Publikum war aber nicht möglich: «Warum müssen alle die Billag bezahlen, egal wie viel man verdient oder wie viel man fernsieht?», wollte sie wissen. «Das ist eine politische Frage, dafür ist der Bundesrat zuständig», entzog sich Matter geschickt der Diskussion.
Genauso flüchtig wurde die Frage abgehandelt, warum SRF nicht «zum Preis eines durchschnittlichen EU-Landes» produzieren könne. Matter verwies auf das vergleichsweise hohe Kostenniveau in der Schweiz. «Das ist überall in der Schweiz der Fall. Und trotzdem werden höhere Preise als im EU-Raum in der übrigen Wirtschaft nicht akzeptiert», liess der Zuschauer die Argumente von Matter nicht gelten.
Auch Steffi Buchli, die an der Moderation teilnahm, meldete sich zwischendurch mit Fragen, die über SMS und die Social-Media-Kanäle eingegangen waren. Erst nach Ende der TV-Übertragung griff Buchli die Frage auf, ob sich nach dieser Sendung wirklich etwas ändere oder das lediglich eine «Alibi-Übung» sei. Matter blieb unverbindlich und versprach, dass sich tatsächlich «etwas ändern soll».
Beim Apéro nach der Sendung – mit dabei auch der Klein Report - war das kritische Publikum bereits wieder versöhnt, beim Verspeisen der Häppchen bewies es mehr «Biss» als bei seinen Fragen. Es wirkt fast so, als hätte das SRF mit ihrem Staraufgebot an Kommentatoren das Publikum beschwichtigen können.