Günter Heuberger übergibt nach 37 Jahren als Chef der Top-Medien, zu denen heute der lokale TV-Sender Tele Top, die Radiostationen Radio Top und Top Two sowie Top Online gehören, an Philippe Pfiffner, der am 1. März als Geschäftsführer übernimmt.
Im Interview mit dem Klein Report spricht Heuberger über den langen Kampf mit den Verlegern um die Konzession im Gebiet Winterthur, Zürich, Schaffhausen, Thurgau und St. Gallen und wie er 10 Konzessionsverfahren überstand. Gefährlich wurde es für ihn ab 2004, als die Gebiete politisch festgelegt wurden und die Verleger gegen Bundesrat Moritz Leuenberger direkt im Bundesrat eingriffen.
Mit welchen Gedanken und Gefühlen treten Sie ab?
Günter Heuberger: «Mit einem guten Gefühl, wie eigentlich immer wenn ich eine Aufgabe abgeben konnte.»
Die Stabübergabe war ursprünglich erst auf Ende 2021 geplant. Weshalb schon jetzt?
Heuberger: «Geplant war, alle 3 Monate eine Abteilung an Philippe zu übergeben. Aus dem Verwaltungsrat kam dann der Vorschlag, dass wir beschleunigen können, weil man intern und extern ein sehr gutes Feedback auf die getroffenen Massnahmen spürte.»
Wieso ist Philippe Pfiffner der richtige Nachfolger?
Günter Heuberger: «Er hat eine grosse Führungserfahrung und legt viel Wert auf den Service public régional, welcher die DNA der TOP-Medien ist.»
Als Sie Anfang der 80er-Jahre in die Medienbranche einstiegen, war die Welt noch durch und durch analog und das Fernsehen durch und durch linear. Was waren für Sie die Veränderungen, die Sie in Ihrer Arbeit als Medien-Manager am meisten herausgefordert haben?
Heuberger: «Ein Medien-Manager war ich sicher nie, aber ich hatte Kommunikations- und Führungserfahrung. Ein Medienunternehmen zu führen bedeutet, dass man die Interessen des Unternehmens mit den berechtigten Interessen der Öffentlichkeit unter einen Hut bringen muss…»
Und wie haben Sie das gemacht?
Günter Heuberger: «In meiner Zeit hatten wir als Führungsteam – und ich hatte immer tolle Kader – mehr als 10 Konzessionsverfahren für Radio Top, Tele Top und Top Two zu bestehen. Da steht man voll im Schaufenster und im Kampf der Interessen der Kantone und der Städte, welche die Zeitungen, die Radios und die Fernsehen zur Vermittlung ihrer politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Interessen und Botschaften verstehen. Diese Interessen unter einen Hut mit den Interessen der Zuhörer, Zuschauer und User zu bringen, ist die grösste Herausforderung für jeden Medienunternehmer, der Konzessionen mit Leistungsauftrag und Gebührenanteilen besitzt.»
Die Medienbranche ist unter Druck. Zwar konnte sich der TV-Markt bisher recht gut behaupten. Doch die Streaming-Riesen stehen vor den Toren. Und im Landesinneren versuchen sich bisherige Zeitungsverlage mit Video-Content als Quasi-TV zu etablieren. Wo sehen Sie die Zukunft für Radio Top und Tele Top?
Heuberger: «Radio Top und Tele Top standen eigentlich immer unter Druck der regionalen Zeitungsverleger in Winterthur, Zürich, Schaffhausen, Thurgau und St. Gallen. Am gefährlichsten war es von 2004 bis 2008, als zuerst die Konzessionsgebiete festgelegt und dann die jeweiligen Konzessionen erteilt werden mussten. Die Zeitungsverleger hatten zu jener Zeit einen direkten Zugang zu einem Bundesrat, welcher prompt einen Mitbericht gegen die von Bundesrat Leuenberger vorgeschlagenen Gebiete in die entscheidende Bundesratssitzung einbrachte…»
…Was wäre passiert?
Günter Heuberger: «Der Gegenvorschlag hätte aber so offensichtlich das bisherige Sendegebiet von Tele Top auf die benachbarten Verlage verteilt, dass er chancenlos war. Seither wurden wir medienpolitisch mindestens geduldet und dem kommerziellen Druck sind Radio Top und Tele Top gleich wie alle anderen Medien ausgesetzt. Die Zukunft wird also herausfordernd bleiben, aber mit kreativen Ideen werden die Kader und Mitarbeiter weiterhin erfolgreich sein.»
Was läuft in der heutigen Medienpolitik Ihrer Ansicht nach schief und was läuft rund?
Heuberger: «Auch nach Moritz Leuenberger stand im Uvek mit Doris Leuthard und mit Simonetta Sommaruga der Service public für die elektronischen Medien im Vordergrund – wie auch im Bakom, sodass ich mich nicht beklagen konnte. Meine Nachfolger in den Vorständen vom VSP und von Telesuisse machen ebenfalls einen hervorragenden Job. Die Branche wird deshalb, wenn Corona überwunden ist, eine gute Zukunft haben!»