Die Marke «60 Minuten», die dereinst den Titel von Christoph Blochers Sonntagszeitung zieren könnte, sorgt bereits jetzt für Ärger: Noch bevor klar ist, ob die Sonntagszeitung jemals auf den Markt kommt, droht Tamedia mit rechtlichem Widerstand.
Es ist nicht der erste Name, den Rolf Bollmann, VR-Präsident der «Basler Zeitung» und Leiter des Projekts «007», ins Markenregister eintragen liess: Neben «60 Minuten» kommen auch «1 Stunde», «Espresso» und «Cappuccino» als Namen für die mögliche Sonntagszeitung in Frage.
Bislang bezeichnet Bollmann die Namen als blosse «Spielereien», wie er dem Klein Report sagt. Klar ist jedoch auch, dass es mit der Sonntagszeitung plötzlich schnell gehen könnte, wenn Blocher sein OK gibt. Bis dahin bastelt Bollmann weiterhin am Projekt.
Warum er ausgerechnet die Idee zu «60 Minuten» hatte, erklärt Rolf Bollmann dem Klein Report wie folgt: «60 Minuten ist dreimal länger, dreimal mehr als 20 Minuten. Das passt doch für eine Sonntagszeitung. Das ist nur eine witzige Idee, eine Spielerei», führt er lachend aus.
Eine Provokation von Tamedia, Bollmanns ehemaligem Arbeitgeber, habe er hingegen nicht beabsichtigt. Dementsprechend hoffe er, den Streit über die Markeneintragung ausserhalb der Gerichte austragen zu können. «Wenn es tatsächlich dazu kommen sollte, dass wir uns für den Namen `60 Minuten` entscheiden, dann will ich das mit Tamedia-CEO Christoph Tonini bilateral klären», sagt er dem Klein Report.
Das Logo von «60 Minuten», das bei Tamedia aufgrund der Ähnlichkeit zum Pendant «20 Minuten» ebenfalls für rote Köpfe sorgte, sei ohnehin noch nicht in Stein gemeisselt und könne sich durchaus noch ändern, so Bollmann weiter.
Bei aller Spielerei ist ein roter Faden erkennbar: «60 Minuten» ist etwas mehr als «20 Minuten» und ein «Cappuccino» am Sonntag ist ein Schäumchen mehr als ein normaler «Espresso» unter der Woche. Und das alles heisst dann auch noch «Projekt 007»: Für reichlich Aufsehen und Publicity hat Blochers Sonntagszeitung bereits jetzt gesorgt, noch bevor es sie gibt.
Und sollte es dennoch zum Rechtsstreit mit Tamedia kommen, so sieht man diesem «gelassen entgegen», wie Martin Wagner von Battegay Dürr Wagner, der Kanzlei der «Basler Zeitung», dem Klein Report sagt. «Das Markenregister hat `60 Minuten` ins Register eingetragen und sieht demnach keine Verletzung der Marke `20 Minuten`», soweit also die rechtliche Sicht.