Er wohnt wohl in Zürich, doch seine Brötchen verdient er meistens in Deutschland. Der Berner Regisseur Markus Imboden («Komiker», «Katzendiebe») ist inzwischen ein Garant für gute bis sehr gute Fernsehfilme in Deutschland geworden, wo man ihn gar nicht als Schweizer wahrnimmt. Seine bis dato letzte TV-Arbeit «Mörder auf Amrum» wird nun mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet, dem wohl bedeutendsten Fernsehpreis im deutschsprachigen Raum, übrigens sein zweiter Grimme nach der Auszeichnung 1995 für «Ausgerechnet Zoe».
Als Klein-Report-Mitarbeiter Rolf Breiner den Schweizer letztmals traf, schmunzelte er über seinen letzten Fernsehstreich, dem komisch-kurligen, etwas schrägen Inselkrimi «Mörder auf Amrum», der im Januar vom ZDF ausgestrahlt wurde. Tatsächlich gelingt es ihm, nicht nur Inselreiz und Nordsee-Atmosphäre, die Verschrobenheit der Bewohner, die Bosheit der Gangster und das unscheinbare Heldentum eines Dorfpolizisten in Szene zu setzen, sondern auch mit Humor, Schrägheit und Originalität das TV-Genre gewissermassen zu unterlaufen und zu sprengen. Ihn faszinierten die Figuren, Risse, Brüche und Unmittelbarkeit des Lebens, meint Imboden.
Mit dem Inselkrimi, der auch eine Solidaritäts- und Liebesgeschichte erzählt, ist dem Berner das wunderbar gelungen, so gut, dass die Insulaner auf Amrum um den guten Ruf des Eilands fürchteten. Woher denn! Im Gegenteil, man wird neugierig auf den Flecken in der Nordsee. Die mörderische Inselepisode zwischen Western, Burleske und einem Stück der Coen-Brüder heimst just drei Grimme-Preise ein, für Beste Regie, Bestes Drehbuch (von Holger Karsten Schmidt, mit dem Imboden bereits zum vierten Mal zusammenarbeitete) und für die Beste Ensemblearbeit.
Zu der Schauspielercrew gehörten übrigens auch der Schweizer Roeland Wiesnekker («Der Fürsorger») als Gangster und Barbara Rudnik in einer ihrer letzten Rollen. Imbodens Film wurde zuvor mit dem Produzentenpreis am Filmfest in Hamburg mit der Nomination zum Nordischen Filmpreis und der Nomination zum Krimifilmfestival Wiesbaden geehrt. Die Grimme-Preise werden am 26. März 2010 in Marl verliehen.
Donnerstag
11.03.2010