Angestellte von Google haben am Donnerstagmorgen ab 11:10 Uhr weltweit ein klares Zeichen gegen sexuelle Übergriffe und Diskriminierung am Arbeitsplatz gesetzt. Auch in Zürich legten zahlreiche Mitarbeitende des Techkonzerns vorübergehend ihre Arbeit nieder.
Der sogenannte «Walkout» war eine Reaktion auf einen Bericht in der «New York Times», wonach Andy Rubin, Entwickler und langjähriger Android-Chef, den Google-Konzern im Oktober 2014 wegen sexuellen Entgleisungen verlassen musste. Gemäss «Times» sei ihm der Abschied mit 90 Millionen US-Dollar versüsst worden.
Google wird in diesem und ähnlich gelagerten Fällen mitunter fehlende Transparenz vorgeworfen. Im «Times»-Bericht wird geschildert, wie die Unternehmensführung die Vorgänge in der Vergangenheit unter den Teppich gekehrt habe.
Als Reaktion auf den Artikel verschickte Sundar Pichai, CEO von Google, eine E-Mail an die Mitarbeitenden: Demnach habe das Unternehmen in den letzten zwei Jahren 48 Mitarbeiter wegen sexueller Belästigung entlassen. Eine Entschädigung hätten sie nicht erhalten.
Obwohl der CEO teilweise Fehler einräumte, gingen am Donnerstagmorgen Mitarbeiter in Mumbai, Singapur, Tokyo, London, Zürich und diversen weiteren Städten, in denen Google vertreten ist, auf die Strasse. Die Initianten der Proteste verteilten Flugblätter, die an den Arbeitsplätzen der Angestellten hinterlassen werden sollten, während sie streikten.
«Ich bin nicht an meinem Schreibtisch, weil ich in Solidarität mit anderen Googlern und Vertragspartnern hinausgehe, um gegen sexuelle Belästigung, Fehlverhalten, einen Mangel an Transparenz und eine Arbeitskultur, die nicht für jeden funktioniert, zu protestieren», so die Botschaft auf dem Zettel.
Ebenfalls per Flyer wurden fünf Forderungen gestellt: 1. Ein Ende der Zwangsschlichtung in Fällen von Belästigung und Diskriminierung. 2. Ein Bekenntnis zum Ende von Lohn- und Chancenungleichheit. 3. Einen öffentlichen transparenten Bericht über sexuelle Belästigungen. 4. Einen klaren, global einheitlichen Prozess, um sexuelles Fehlverhalten sicher und anonym melden zu können. 5. Der Chief Diversity Officer soll direkt an den CEO rapportieren und dem Verwaltungsrat Empfehlungen machen können. Ein Arbeitnehmervertreter soll in den Verwaltungsrat ernannt werden.
Google-Chef Sundar Pichai gelobte Besserung und liess den Medien ausrichten, dass Google die «konstruktiven Ideen» der Mitarbeitenden aufnehmen werde. Ob es beim reinen Lippenbekenntnis bleibt, muss sich erst noch zeigen.