Die Goldbach Group steht finanziell so gut da wie nie zuvor: Allein das letzte Geschäftsjahr brachte 11,8 Millionen Reingewinn. Dennoch sieht CEO Michi Frank das TV-Geschäft vor «bedeutende Herausforderungen» gestellt.
An der Medien- und Analystenkonferenz vom Dienstagmorgen erklärte er die Hintergründe der Tamedia-Übernahme und die Bedrohung des TV-Geschäftes durch zeitversetztes Fernsehen.
«Ein wenig stolz», wie er selber sagte, präsentierte Michi Frank die Zahlen der Goldbach Group: Erstmals wurde beim Umsatz die 500-Millionen-Marke geknackt, wobei die Kosten gleichzeitig um zwei Millionen Franken gesenkt wurden. Auch das TV-Geschäft hat sich trotz schwierigem Umfeld gut entwickelt. «Wir gehen für 2017 von einem negativen TV-Markt aus. Allerdings konnte die Goldbach Media weiter wachsen - für 2018 gehen wir von einem positiven Markt aus, dessen durchschnittliches Wachstum von Goldbach Media auch outperformed werden soll», sagte Alexander Duphorn, CEO von Goldbach Media, zum Klein Report.
Gemäss Finanzchef Lukas Leuenberger sei aus dem «äusserst erfolgreichen Geschäftsjahr 2017» vor allem das vierte Quartal hervorzuheben. «In der Tendenz wird die Verlagerung ins Q4 immer stärker», erklärte er auf Nachfrage des Klein Reports. «Diese Entwicklung beobachten wir nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Deutschland oder Österreich.»
In Anbetracht dieser ausgezeichneten Zahlen wundert sich der Klein Report, weshalb die Goldbach Group in den letzten Jahren aktiv nach einem Übernahmepartner gesucht hat. Goldbach-CEO Frank sprach von einer «Reaktion auf die Gegebenheiten des Marktes»: So würden TV-Vermarkter etwa durch die zeitversetzte TV-Nutzung vor enorme Herausforderungen gestellt.
Frank monierte zudem, dass die Schweiz das einzige Land sei, wo TV-Werbung überspult werden könne. Gegen diese Problematik will Goldbach sogar politisch vorgehen: «Wenn die Werbung überspult werden kann, wird privaten TV-Stationen die Grundlage unter den Füssen weggezogen. Wenn man nicht reagiert, kann das TV-Geschäft nur noch mit Konzessionsgeldern funktionieren», erklärte Michi Frank.
Der eigentliche Grund, weshalb Goldbach in den letzten eineinhalb Jahren einen Käufer gesucht hat, sei aber ein anderer: «Als Admeira im Frühling 2016 von der Wettbewerbskommission (Weko) bewilligt wurde, wussten wir, dass wir handeln müssen. Seither haben wir aktiv gesucht», blickte der Goldbach-CEO zurück.
Strategiechef Roland Wittmann habe in den folgenden Monaten «zahlreiche Gespräche geführt», wie er im Gespräch mit dem Klein Report sagte. «Wir haben einen Partner gesucht, der selber strategisch in der Branche aktiv ist, um uns ein zweites Standbein aufzubauen. Eine Übernahme durch eine Finanzheuschrecke wollten wir nicht.»
Fündig wurde Goldbach in Zürich bei Tamedia-CEO Christoph Tonini, den Roland Wittmann aus gemeinsamen Zeiten beim Medienkonzern noch gut kennt. Denn Tamedia plant eine reichweitenstarke 360-Grad-Abdeckung auf dem Werbemarkt - neben Print, Online, Video, DOOH und Plakaten (Neo Advertising) also auch im TV- und Radiobereich.
Der Goldbach-Deal muss nur noch von der Wettbewerbskommission (Weko) abgesegnet werden. Mit einem negativen Entscheid rechnet jedoch kaum jemand und wenn alles im Sinne von Tamedia und Goldbach läuft, gibt die Weko noch vor den Sommerferien grünes Licht.
Am Tag des Weko-Entscheides wird dann voraussichtlich auch der gesamte Verwaltungsrat der Goldbach Group ausgewechselt: Neu gewählt werden sollen Tamedia-CEO Christoph Tonini als Präsident, Tamedia-CFO Sandro Macciacchini sowie Marcel Kohler, Leiter Werbung & Pendlermedien von Tamedia. Sie ersetzen VR-Präsident Jens Alder, Vizepräsident Beat Curti, Erica Dubach Spiegler, Valentin Chapero, Arndt C. Groth und Hanspeter Kaspar.