An der Academy for Marketing and Communication (SAWI) war Daniel Neukomm in einer Klasse zusammen mit mittlerweile bekannten Namen aus der Medien- und Vermarktungsbranche wie Riccarda Mecklenburg, Thomas Passen oder Roland Wahrenberger. Beim «K-Tipp» leitete er später das Key Accounting. Seit zwei Jahren ist Neukomm für zwei Zeitungen aus der Westschweiz, welche zusammen die Hälfte der gesamten Romandie abdecken, als Leiter Werbemarkt für die deutsche Schweiz zuständig.
«GHI - Le journal malin des genevois» und «LC - LausanneCités», so heissen die beiden Zeitungen aus Genf und Lausanne, die in der Deutschschweiz fast «keine Sau» kennt. Auch Neukomm selber waren die beiden Blätter bis vor zwei Jahren noch kein Begriff. «Nun weiss ich erst, wie gross diese beiden Zeitungen sind», sagt er im Gespräch mit dem Klein Report.
«´GHI` ist in Genf ein Phänomen», schwärmt der Verlagsvermarkter weiter. Neben dem Online-Auftritt wird die Gratiszeitung jede Woche an alle Haushalte der Region Genf verteilt, «auch an allen Stopp-Klebern vorbei», so Neukomm . Das ergibt eine Auflage von 260 000 Exemplaren. Zusammen mit dem «LC», der ebenfalls wöchentlich an etwa 180 000 Haushalte verteilt wird und «Le Régional» - zu dem eine Partnerschaft besteht - mit einer Auflage von 120 000, ergibt das eine Gesamtauflage von einer halben Million Exemplaren. «Das ist die bedeutendste Plattform am Genfersee», sagt Neukomm deshalb.
Die Ursprünge der beiden Plattformen gehen zurück bis ins Jahr 1970: Damals gründete Verleger Jean-Marie Fleury den «GHI», zehn Jahre später lancierte er den «LC». «Jean-Marie Fleury ist auch heute, mit weit über 70 Jahren, noch regelmässig im Büro anzutreffen», so Neukomm. Die Geschäftsführung hat der Verleger aber mittlerweile an seinen Sohn Pascal Fleury abgegeben, der als «Directeur General» agiert. Die Hälfte der Anteile beider Zeitungen hat die Familie an Tamedia verkauft.
Inhaltlich widmen sich «GHi» und »LC» hauptsächlich lokalem Klatsch und Tratsch. Passend dazu ziert eine schnatternde Ente das Titelblatt des «GHI». Das eigentliche «Phänomen» ist laut Neukomm aber nicht der redaktionelle Teil, sondern der umfangreiche Rubrikenmarkt: Von Stellenanzeigen über den Verkauf von Autos und Immobilien bis hin zu Sexanzeigen ist im «GHI» wirklich alles zu finden, und das gleich auf mehreren Seiten. «Das ist in der Deutschschweiz höchstens vergleichbar mit der ´Tierwelt` oder dem ´Amtsblatt` in Zug», so Neukomm.
Daniel Neukomm bezeichnet sich selber als «Print-Fan». «In der gedruckten Zeitung sehe ich auch Dinge, nach denen ich gar nicht gesucht habe! Oder wenn die Mutter etwas sieht, erzählt sie es auch der Tochter», erläutert der Vermarkter weiter. Zusammen mit der «enormen Reichweite» mache genau das den Erfolg dieser Gratiszeitungen aus. «Ich bin überzeugt davon, dass dieses Format auch in fünf Jahren so noch besteht», sagt er denn auch.
«Jedoch merken wir - vor allem in Genf - die Grenznähe. Wir sind nahe an unseren Kunden. Wenn sie weniger Umsatz machen, gehen auch die Inserate zurück», so der «suisse allemand», wie er wegen seines Akzents in der Westschweiz genannt wird. Beim «GHI» hat das regional zu einem Rückgang von fünf Prozent geführt.
Umso erfolgreicher verläuft die Entwicklung im nationalen Werbemarkt. «Von 2014 auf 2015 haben wir um fast 10 Prozent Anzeigevolumen zugelegt», freut sich Neukomm, ohne den Erfolg sich als Vermarkter der deutschen Schweiz alleine zuzuschreiben.
«Das Anzeigengeschäft ist eine Knochenarbeit», sagt Neukomm schliesslich. Trotzdem steht ihm die Begeisterung für den «GHI» und den «LC» ins Gesicht geschrieben. Die grösste Bestätigung sind für ihn die Inserate selber. «Der deutsche Geschäftsführer von Fielmann hat beispielsweise bei uns inseriert, nachdem er eine Zeit lang in der Westschweiz gelebt hat und merkte, wie gross wir dort sind», sagt er zum Schluss des Gespräches mit dem Klein Report.