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Mittwoch
09.11.2016

Marketing / PR

Redaktion? Sponsored Story? Redaktion?

Redaktion? Sponsored Story? Redaktion?

Ringiers Saas-Fee-Content-Marketing ohne Kennzeichnung – oder wie Ringier Adblocker mittels «kreativer» Massnahmen umgeht und seine journalistische Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzt.

Seit Mitte Oktober veröffentlicht Ringier in seinen Titeln «Saas-Fee»-Artikel. Dem Leser wird schnell klar: Hier wird eine Marketing-Aktion beworben. Mittels einer sogenannten Crowdfunding-Aktion soll es möglich sein, dass eine Saisonkarte für gerade mal Fr. 222.- zu haben wäre.

Ausgangslage dafür ist, dass bis zum 27. November 2016 ganze 100 000 Kunden mitmachen. Verantwortlich für die Aktion sei die Betreibergesellschaft Bergbahnen Saas-Fee, die damit «den Oesterreichern» Paroli bieten wolle.

Leider hat die «Blick»-Redaktion bei diesen gekauften Artikeln die Kennzeichnung «Sponsored Story» vergessen, worauf sie der Schweizer Twitter-Nutzer «Mediawasher» alias Michael Maurantonio via Twitter aufmerksam gemacht hat, nachdem er bei den ersten beiden Artikeln noch «ein Auge zugedrückt» hatte: Maurantonio erhielt zwar keine Antwort, der Artikel wurde aber umgehend geändert und war fortan mit «Sponsored Content: Pulver gut zum Saisonstart» übertitelt.

Leider scheint das Gelernte nicht nachhaltig zu wirken. Bereits zwei Tage später erschien der nächste gekaufte «Blick»-Artikel ohne spezielle Kennzeichnung. Diesmal wurde der vermeintliche Projektleiter der Saas-Fee-Aktion, Gilberto Loacker, zitiert. Auch im «Blick am Abend» wurden die gleichen Artikel ohne entsprechende Kennzeichnung veröffentlicht. Die Serie läuft seit Mitte Oktober. Der Klein Report konnte bisher vier Artikel alleine im «Blick» finden.

Wie Recherchen des Klein Reports ergeben haben, ist Loacker nicht etwa ein Mitarbeiter der Saastal Bergbahnen AG, sondern ein österreichischer Staatsbürger, Gründer und CEO der Mountain Marketing AG in Freienbach mit Domiziladresse an der Seedammstrasse 3 in Pfäffikon im Kanton Schwyz. Diese wiederum gehört zum Dunstkreis der Alturos (Alturos AG Pfäffikon, Alturos Software Pfäffikon).

Es scheint, dass die Firma Mountain Marketing, die am 4. Oktober 2016 im Handelsregister eingetragen wurde und bis heute noch über keine eigene Webseite verfügt, eigens für dieses Projekt gegründet wurde. Die Frage aus den Kommentarspalten, was die Saaser dazu veranlasst hat, zwei österreichische Unternehmer mit einer Aktion «gegen Österreicher» zu beauftragen, scheint berechtigt.

Doch damit nicht genug. Wie der «Walliser Bote» herausgefunden hat, handelt es sich bei dem Ganzen um ein «Lockvogelangebot», dem es vor allem darum geht, Adressen zu sammeln, um diese dann auch für andere Marketing-Aktionen (auch fremder Ferienregionen) einzusetzen. Loacker, respektive Mountain Marketing, wird per Lead – also verkauftes Abo – bezahlt. Die exklusive Ringier-Zusammenarbeit basiert auf dem gleichen Prinzip.

Ausser Gilberto Loacker scheint aber kaum jemand an die 100 000 Kunden so richtig zu glauben. Gemäss der Aktions-Webseite sind bis 7.11.2016 erst 37 671 Winter-Cards bestellt worden. Was bei einem Fehlschlag mit den gesammelten Adressen geschieht, ist unklar.

Dass diese Kontaktdaten für Tourismus-Organisationen und andere Wintersport-nahe Branchen (Ski-Hersteller, Bekleidung und so weiter) interessant sind und damit wertvoll wären, liegt auf der Hand. Wer diese Datenbank dann kommerziell nutzen kann, ist aber unklar. Für Saas-Fee ist zu hoffen, dass sich die Verantwortlichen vertraglich die exklusive Nutzung gesichert haben.

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