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Dienstag
14.09.2021

TV / Radio

Heinz Günthardt (li.) und Stefan Bürer haben unzählige Tennis-Finals zusammen kommentiert und oft mit Roger Federer mitgelitten... (Bild: © SRF)

Heinz Günthardt (li.) und Stefan Bürer haben unzählige Tennis-Finals zusammen kommentiert und oft mit Roger Federer mitgelitten... (Bild: © SRF)

Obwohl die Schweiz über Tennis-Grössen wie Olympia-Heldin Belinda Bencic verfügt, verkleinert das Schweizer Radio und Fernsehen (SRF) ausgerechnet die eigene Tennis-Equipe: Der US-Open-Final von Sonntagnacht war der letzte Einsatz des kongenialen Kommentatoren-Duos Stefan Bürer und Heinz Günthardt.

Während ein glücklicher US-Open-Sieger Daniil Medwedew den silbernen Pokal in den Abendhimmel von New York streckt, überschütten sich Bürer und Günthardt zum Abschied mit rührenden Lobreden im Studio am Zürcher Leutschenbach.

«Du, lieber Stefan, bist ein Glücksfall für mich, weil mit dir auch ein elfstündiger Kommentar nicht langweilig wird», rühmt Günthardt seinen Kommentatoren-Kollegen, mit dem er 26 Jahre lang Seite an Seite Grand Slams und unzählige Turniere begleitet hat.

Und Bürer erwiderte: «Ich habe unendlich viel von dir gelernt, über Tennis, klar, aber auch über das Leben. Heute habe ich einen Freund fürs Leben. Danke, danke, danke.»

Damit verstummen die beliebten SRF-Stimmen. Bürer geht nun zu den Rapperswil-Jona Lakers und übernimmt dort den Bereich PR und Kommunikation. Und Günthardt wiederum verliert seinen Posten als Experte.

«Im Herbst von Roger Federers Karriere haben wir uns dazu entschlossen, nach den diesjährigen US Open und dem Weggang von Stefan Bürer einen personellen Umbruch zu vollziehen», sagte Susan Schwaller, Chefredaktorin von SRF Sport, auf Anfrage des Klein Reports am Montag.

«Künftig ist es möglich, dass wir bei Tennisturnieren oder -spielen mit besonderer Relevanz einen Gastexperten oder eine Gastexpertin einladen. Eine konkrete Nachfolge von Heinz Günthardt wird es folglich nicht geben», so Schwaller weiter.

Dass ausgerechnet das nahende Karriereende von Roger Federer dazu dient, bei der Tennis-Berichterstattung abzubauen, ist verwunderlich. Denn auch ohne den 20-fachen Grand Slam Champion ist die Schweiz nach wie vor mit viel Tennistalent gesegnet: Belinda Bencic hat mit der Olympia-Goldmedaille im Einzel gerade erst bewiesen, dass sie zur Weltspitze gehört.

Zudem ist bei den Männern der junge Dominic Stricker am Anfang einer verheissungsvollen Karriere.

Auf die Frage des Klein Reports, weshalb das SRF damit rechnet, dass Livespiele mit Schweizer Beteiligung in Zukunft weniger Platz im Programm einnehmen werden, antwortete Susan Schwaller: «Auch in Zukunft begleiten wir die Schweizer Tennisspielerinnen und -spieler rund um den Globus, übertragen ihre wichtigsten Einsätze live und lassen das Schweizer Publikum an ihren Erfolgen teilhaben.»

Dieses Konzept mit starkem Schweizer Fokus verfolge man seit vielen Jahren, ergänzte Schwaller gegenüber dem Klein Report. Roger Federers Erfolg habe dafür gesorgt, dass in den vergangenen Jahren mehr Tennis denn je live übertragen wurde.

«Alles in allem müssen wir aufgrund der Besonderheit von Roger Federers Karriere davon ausgehen, dass Livespiele mit Schweizer Beteiligung mittelfristig einen kleineren Platz in unserem Programm einnehmen werden – und das, obwohl wir unserem Konzept für die Tennisberichterstattung weiter treu bleiben», so Schwaller.

In Zukunft berichtet SRF live über die Schweizer ATP- und WTA-Turniere wie das Swiss Indoors Basel und zeigt bei grossen internationalen ATP-Turnieren Halbfinals und Finals mit Schweizer Beteiligung.

Bei den wichtigen Grand-Slam-Turnieren plant der Sender, auch künftig «alle Spiele mit Schweizer Beteiligung sowie ausgewählte Topspiele live zu übertragen».

Die Stimmen, die Schweizer Tennis-Fans dabei zu hören bekommen, sind nicht ganz neu: «Manuel Köng und Stephan Liniger werden auch in Zukunft als Tenniskommentatoren zum Einsatz kommen – und gerade die Karrieren der aufstrebenden Schweizer Tennistalente von Beginn an begleiten», sagte Schwaller.