Die wegen Geheimnisverrats im Zusammenhang mit dem Prozess gegen Jugoslawiens Ex-Präsidenten Slobodan Milosevic angeklagte frühere Sprecherin der Uno-Chefanklägerin Carla Del Ponte hat erneut die Aussage verweigert.
Bei ihrem zweiten Auftritt vor dem Kriegsverbrechertribunal in Den Haag sollte Florence Hartmann am Freitag auf schuldig oder nicht schuldig plädieren. «Sie wird sich heute nicht äussern», sagte Hartmanns Anwalt auf die Frage nach der Schuld seiner Mandantin.
Hartmann hatte bereits bei ihrem ersten Erscheinen vor Gericht Ende Oktober die Aussage verweigert und eine ihr zustehende Bedenkzeit von 30 Tagen beansprucht. Der Vorsitzende Richter Carmel Agius wertete die verweigerte Aussage automatisch als «nicht schuldig».
Ihr wird vorgeworfen, nach Ende ihrer Tätigkeit vertrauliche Informationen aus dem Kriegsverbrecherprozess gegen Milosevic veröffentlicht zu haben. Demnach soll sie den Inhalt von zwei Entscheidungen der Berufungskammer in einem 2007 veröffentlichten Buch über das Tribunal sowie in einem 2008 gedruckten Artikel dargelegt und somit wissentlich gegen Bestimmungen des Gerichts verstossen haben.
Die Französin hatte zu Beginn der 1990er-Jahre für die Zeitung «Le Monde» über die Balkan-Kriege berichtet, von 2000 bis 2006 war sie Del Pontes Sprecherin.