In den Studios des Tessiner Fernsehens RSI ist der Teufel los und, wie Zeitungen melden, ist elf Angestellten der SRG-Tochter fristlos gekündigt worden. Mit Namen in der Zeitung exponieren will sich dennoch niemand, wie die «WochenZeitung» nach Recherchen schreibt. Noch stehen Verhandlungen der Gewerkschaft SSM mit der RSI-Direktion um Maurizio Canetta an; aber die Situation sei angespannt.
Die Kündigungsmassnahmen sind Teil des Sparpakets, das die Schweizerische Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) vergangenen Herbst angekündigt hatte. Die SRG rechtfertigt die Massnahmen mit dem Bundesgerichtsentscheid, der das Unternehmen verpflichtet, die Mehrwertsteuer künftig selbst zu berappen. 35 Millionen koste dies das Unternehmen.
Man war auch im Tessin vorgewarnt. Doch mit einem Vorgehen, wie es letzten Donnerstag in den beiden Fernsehstudios in Comano und Besso seinen Anfang nahm, hatte niemand gerechnet. Das sei eine militärisch anmutende Aktion gewesen, sagt ein Mitarbeiter. Noch bevor die Betroffenen ins Chefbüro bestellt worden seien, seien im Studio Securitas-Mitarbeiter postiert und damit eine Atmosphäre geschaffen worden, «die der Schweizer Firmenkultur nicht würdig ist».
Wer ins Chefbüro bestellt wurde, musste offenbar sofort seinen Badge abgeben. Laut Mitarbeitenden wurden den Gekündigten auch unmittelbar die Benutzerkonten gesperrt, bevor sie die Human-Resources-Verantwortliche ans Arbeitspult und schliesslich bis zur Tür begleitete: zusammenpacken, verschwinden.
Manche seien mitten in einem Arbeitsschritt telefonisch ins Chefbüro bestellt worden, sagt ein weiterer Mitabeiter, «ohne dass man ihnen am Telefon mitteilte, worum es genau geht. Das ist doch grotesk: Da arbeitest du jahrelang zusammen, und da fragt dich plötzlich jemand: ‹Du, wohin ist jetzt Kollege Soundso verschwunden?›»
Die Kündigungen im Tessin dürften der SRG noch weitere Sorgen bereiten: 49 der insgesamt 250 SRG-Stellen sollen abgebaut werden, neben Frühpensionierungen sieht die RSI «höchstens 18 Kündigungen vor».
Letzten Montag reiste SRG-Generaldirektor Roger de Weck ins Tessin. Es war ein längst geplanter Besuch, doch nun hiess es vor allem: Wogen glätten. Die RSI zählt 1054 Stellen, verteilt auf 1190 Mitarbeitende und ist im Tessin nach dem Kanton der zweitgrösste Arbeitgeber.