Geht es nach dem Willen des Bundesrats, sollen im Kader von bundesnahen Betrieben bis Ende 2023 mindestens 40 Prozent Frauen sitzen.
Eine zahme Zielvorgabe, für die es keine Sanktionsmöglichkeiten gibt. Und die nur für das alleroberstes Leitungsgremium gilt. Auch bei der SRG.
Die Frauenquote, die der Bundesrat am Mittwoch von 30 auf 40 Prozent erhöht hat, bezieht sich lediglich auf das «oberste Leitungsorgan», wie Anand Jagtap, Kommunikationsleiter beim Eidgenössischen Personalamt, gegenüber dem Klein Report sagte.
Bei der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft (SRG) ist das nur der Verwaltungsrat, wo derzeit drei Frauen sechs Männern gegenüberstehen. Just 30 Prozent weiblich also.
Für die achtköpfige SRG-Geschäftsleitung, in der SRF-Direktorin Nathalie Wappler seit dem Abgang von Ladina Heimgartner die einzige Frau ist, gilt die Vorgabe aus Bern dagegen nicht.
Das offizielle Wording des Bundesrats ist «Zielquote». Ein dehnbarer Begriff: «Verwaltungsräte und Verwaltungsrätinnen müssen für ihre Funktion verschiedene, insbesondere fachliche Anforderungen abdecken. Hinzu kommen Vorgaben zu Unabhängigkeit, Verfügbarkeit, Vertretung von Sprache und Geschlecht», heisst es beim Personalamt weiter.
Alle diese Vorgaben zu 100 Prozent abzudecken sei «zwar anzustreben, in der Realität aber nicht immer erreichbar». Abweichungen von der «Zielquote» seien zu kommentieren. «Bei der SRG wählt der Bundesrat zwei von neun Verwaltungsräten respektive Verwaltungsrätinnen. Sein Einfluss auf die Zusammensetzung des Verwaltungsrats ist entsprechend begrenzt.»
Und auch sonst kann der Bundesrat nur sanft Druck aufsetzen. «Er kann die Thematik beispielsweise an den Eignergesprächen diskutieren. Als Wahlbehörde hat der Bundesrat zudem die Möglichkeit, Wahlanträge zurückzuweisen», heisst es beim Personalamt weiter. Darüber hinaus habe er «keine direkten Sanktionsmöglichkeiten» in der Hand.
Die SRG hatte sich 2014 das Ziel gesetzt, den Frauenanteil im Kader bis 2020 von damals 26 auf mindestens 30 Prozent zu erhöhen. Dafür sind zum Beispiel Stellen geschlechterbewusst ausgeschrieben oder Teilzeitpensen für Kaderleute geschaffen worden.
«Ende 2019 konnte das Ziel eines Frauenanteils im Kader von 30 Prozent erstmals SRG-weit erreicht werden», sagte Chloé Laure Reichenbach von der SRG-Pressestelle auf Anfrage.
Damit bestünden «sehr gute Voraussetzungen, um weitere Frauen für die oberste Kaderebene zu gewinnen». Bei jedem weiteren Wechsel in der SRG-Geschäftsleitung werde das Geschlecht «eines von mehreren Kriterien» bei der Besetzung sein, sagte Reichenbach, angesprochen auf den krassen Frauenmangel in der SRG-Geschäftsleitung.
Immerhin handelt es sich dabei um das wichtigste operative Gremium, in dem unter anderem über die vier Landessender SRF, RTS, RSI und RTR entschieden wird.