Das Forschungszentrum Öffentlichkeit und Gesellschaft (fög) der Uni Zürich bemängelt, wie die Schweizer Medien in der Corona-Berichterstattung mit Zahlen hantierten. In der sensitiven Phase vor dem Lockdown seien viele Medien «zu wenig kritisch» gewesen.
Unter dem Strich bescheinigt die am Mittwochvormittag publizierte Studie den Schweizer Medien zwar eine «relativ hohe» Qualität in der Corona-Berichterstattung. Defizite sieht das Forschungszentrum aber bei der Einordnung. So hätten Interpretationsbeiträge, die mit substanzieller journalistischer Recherche Hintergründe ausleuchten, nur sechs Prozent aller untersuchten Beiträge ausgemacht. Der Grossteil der Berichterstattung entfiel auf die reine Vermittlung von News.
Insgesamt hätten die Medien eine kritische Distanz zu Regierung und Behörden gewahrt, so die Studie, die die Berichterstattung von Januar bis Juni untersucht hat.
«In der sensiblen Phase vor dem Lockdown, in der einschneidende Massnahmen gegen die Pandemie beschlossen wurden, fällt diese jedoch geringer aus», ja, es sei in diesem Zeitfenster «zu wenig kritisch» berichtet worden.
Zudem spielen Zahlen und Statistiken wie Infektions- oder Todesraten eine grosse Rolle bei der Berichterstattung zu Covid-19. In über 27 Prozent der Beiträge stehen diese im Zentrum. Häufig aber blieben sie ohne Einordnung, wie die Studienautoren bemängeln.
Die Abo-Zeitungen und die SRG-Kanäle hätten gegenüber Behörden und Regierung «die grösste kritische Distanz» gewahrt, heisst es weiter. Boulevard- und Pendlermedien seien in ihrer Berichterstattung weniger vielfältig gewesen. Und sie hätten häufiger Zahlen aufgetischt ohne diese einzuordnen. «Eine alarmistisch-dramatisierende, nur auf Bedrohung beruhende Berichterstattung bleibt jedoch auch hier aus.»