Die Causa Hildebrand war selbstredend auch das Medienthema am Rande und auf der Diskussionsbühne der Dreikönigstagung des Medieninstituts vom Dienstag. An einem abschliessenden Panel, das eigentlich dem Thema «Medien und Märkten» gewidmet war, disponierte Gesprächsleiter Norbert Neininger, Verleger und Chefredaktor der «Schaffhauser Nachrichten», kurzfristig auf Philipp Hildebrand um.
Hatten die Insider aus den Chefetagen der Presse mit dessen Abgang gerechnet? «Nein», bekannte NZZ-Chefredaktor Markus Spillmann, «und auch wenn es wegen seiner eigenen Dummheit war: Ich finde es schade, dass er geht.»
Für Daniela Decurtins aus der «Tagi»-Chefredaktion hatte der Bankrat gar keine andere Wahl, als Hildebrand fallen zu lassen, «aber auch ich finde es schade, dass wir nun da sind, wo wir sind».
Für Haig Simonian, Schweizer Korrespondent der «Financial-Times», war das Ganze zuallererst eine riesige Publicity in eigener Sache: «Auch auf unserer Chefredaktion in London ist Hildebrand ein Top-Thema - und nach der Pressekonferenz von letzter Woche weiss nun die ganze Welt, dass er morgens als Erstes unsere Zeitung liest!»
Und wer wird ausser Hildebrand auch noch zurücktreten? «Sicher keine Bundesräte», meinte die Vertreterin des «Tages-Anzeigers». «Christoph Blocher sicher auch nicht», weissagte der Mann von der «Financial Times», «in einem Interview mit mir hat er zwei Mal Margaret Thatcher und drei Mal Winston Churchill erwähnt; solche Leute treten nie zurück!»
Der Chefredaktor des Reflektierblattes NZZ denkt nicht an Rückritte, nicht an heute und morgen, sondern schon viel weiter. Spillmann: «Hildebrand ist Geschichte, der Fall ist tragisch, aber ein Spiegel auch dafür, wie diese Gesellschaft mit solchen Fällen umgeht. Die Balance geht verloren zwischen gesundem Menschenverstand und immer mehr Vorschriften. Ob alle diese Verschärfungen von Gutem sind, frage ich mich.»