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Freitag
02.12.2016

Medien / Publizistik

Marc-Walder-Ringier-in-Turbulenzen-Klein-Report

Marc Walder, der CEO von Ringier, muss ein Getriebener sein. Ständig auf der Suche nach der optimalen Lösung für seinen Arbeitgeber gönnt sich der Medienmanager kaum Ruhe.

Er jettet regelmässig nach Amerika, immer bestrebt, neue, lukrative Erwerbsmöglichkeiten zu finden und trifft sich mit den Medienmächtigen Europas, um ihren Schlüssel zum Erfolg für das Schweizer Medienhaus zu kopieren.

Mit dem einen Ziel: Alles richtig zu machen und dadurch viel Geld zu verdienen. Damit die Rendite noch höher ausfällt und Verleger Michael Ringier ihm Ende Jahr liebevoll über den Kopf fährt. Mit den Worten: «Gut gemacht, mein Ziehsohn!»

Doch auf dieser hektischen Suche nach der richtigen, gewinnbringenden Richtung für Ringier macht Marc Walder vieles tendenziell falsch. «Seine Personalpolitik ist grotesk und eigentlich nur noch peinlich. Jedes Jahr präsentiert er eine neue super Lösung, die nicht einmal ein Jahr hält und nichts als verunsicherte und enttäuschte Mitarbeiter hinterlässt», so ein Ringier-Insider zum Klein Report.

Jüngstes Beispiel: Aus dem designierten «SonntagsBlick»-Chefredaktor Christian Dorer macht Marc Walder flugs den neuen mächtigen Mann an der Spitze der Blick-Gruppe, genau so wie es der Klein Report bereits vor Wochen geschrieben hatte.

Ringier sprach in seiner Medienmitteilung vom Dienstag davon, dass mit der Ernennung von Christian Dorer zum neuen Chef der Blick-Gruppe eine neue Stelle geschaffen wurde. Wie bitte? War nicht schon Wolfgang Büchner auch Chef der Blick-Gruppe? Seine Karriere endete, als er die Sparmassnahmen umsetzen wollte, die Marc Walder von ihm gefordert hatte.

Büchner nahm seine Arbeit ernst und zeigte Walder auf, wie und wo man am besten sparen könnte: Indem man Christine Maier als Chefredaktorin des «SonntagsBlicks» absetzt. Damit hätte man mindestens 250'000 Franken pro Jahr sparen können. Anfangs hielt Marc Walder die Idee - natürlich nur aus Kostengründen für gut, doch sein «Liebling» Christine Maier dafür zu opfern, kam dann aber doch nicht in Frage.

Und so entschied sich Büchner, enttäuscht über die plötzliche Kehrtwende Walders, das Verlagshaus wieder Richtung deutsche Heimat zu verlassen. Und das nur knapp ein Jahr nach seiner glanzvollen Ernennung.

Und nun also soll es Christian Dorer richten. Der ehrgeizige und machthungrige Journalist aus dem Aargau fackelte nicht lange: Er besetzt die Schlüsselstellen der Blick-Gruppe gleich neu. «Mit Peter Röthlisberger hat sich Dorer schon beim 'SonntagsBlick’ nicht verstanden. Kein Wunder also, wurde er jetzt abgesetzt, nachdem Dorer das Ruder übernimmt», so ein Ringier-Insider gegenüber dem Klein Report.

Auch mit der Ernennung von Gieri Cavelty als neuer «Sobli»-Chef hat Dorer einen alten Freund aus dem Aargau nach Zürich geholt.

Und was hat Dorer mit dem «Blick» vor? Röthlisberger ist weg, Iris Mayer, die von Büchner geholt wurde und vom Team sehr geschätzt wurde, weiss, dass sie unter Dorer keine Chance hat und hat sich entschieden, das Verlagshaus freiwillig zu verlassen.

Wer aber folgt auf Röthlisberger und Mayer beim «Blick»? Wer weiss, vielleicht präsentiert ja Christian Dorer schon nächste Woche weitere Pläne für die Blick-Gruppe. Er hat die Ringier-Belegschaft zu einer Orientierung eingeladen. Natürlich wird er dann seine Visionen präsentieren, aber auch nicht darum herumkommen, das rigide Sparprogramm - Insider sprechen von einer Million Franken -, das ihm Marc Walder auferlegt hat, der Belegschaft schmackhaft zu machen.

Mit der Umstrukturierung hat das umfassende Sparprogramm bei Ringier bereits begonnen. Erste Kündigungen wurden ausgesprochen.

Ringier-Mediensprecher Edi Estermann antwortete am Mittwochmorgen noch auf die Anfrage des Klein Reports mit den Worten: «Die Kündigungen betreffen leider drei Kolleginnen und Kollegen aus der Produktion sowie drei Journalistinnen und Journalisten aus den Ressorts People/Lifestyle, News sowie dem Magazin 'SonntagsBlick'.» Am Mittwochnachmittag gab auch Estermann seinen freiwilligen oder unfreiwilligen Abschied von Ringier.

Marc Walder wird weiterhin versuchen, mit allen erdenklichen Mitteln Geld zu sparen und neue Einnahmequellen zu genieren. Und nicht nur Michael Ringier wird sein Handeln mit Argusaugen beobachten. Die Basis hofft, dass jetzt vor allem Ruhe bei Ringier einkehrt, und dass man den neuen Superchef Christian Dorer in Ruhe arbeiten lässt.

Klar ist aber: Das Vertrauen der Basis hat Marc Walder längst verloren. Eine Ringier-Insiderin zum Klein Report: «Mit seinen unüberlegten Aktionen beweist Marc Walder vor allem eins, dass er ein schlechter Geschäftsmann ist. In einem anderen Unternehmen wäre er längst Geschichte. Nur nicht bei Ringier!»