Dieser Bock der NZZ-Manager hat weitreichende Folgen: Anstelle von Vertretern der «NZZ AG» sitzen mit Etienne Jornod und Carolina Müller-Möhl zwei Verwaltungsräte der «AG für die NZZ» im Stiftungsrat des Spezialfonds der Neuen Zürcher Zeitung. Deshalb müssen nun alle Stiftungsratsbeschlüsse der letzten zehn Jahre komplett neu aufgerollt werden.
Seit Ende Juli 2009 war der Stiftungsrat der NZZ-Wohlfahrtsstiftung «nicht urkundenkonform besetzt», schreibt die BVG- und Stiftungsaufsicht des Kantons Zürich (BVS) in ihrem Entscheid vom 26. November 2018, der unterdessen rechtskräftig ist.
Im Detail wurde Jornod und Müller-Möhl eine Urkundenänderung, die am 3. April 2003 verfügt wurde, zum Verhängnis. Darin wurde festgelegt, dass der Stiftungsrat aus zwei Vertretern des Verwaltungsrates und zwei Vertretern der Geschäftsleitung der «NZZ AG» bestehen müsse.
Doch anders als Jörg Schnyder und Veit Dengler, die im Laufe der Jahre ebenfalls zum Stiftungsrat des Spezialfonds der Neuen Zürcher Zeitung gehörten, waren Jornod und Müller-Möhl gar nie Teil des Unternehmens «NZZ AG», das die «Neue Zürcher Zeitung» herausgibt.
Als VR-Präsident und Verwaltungsrat der übergeordneten NZZ-Holdinggesellschaft «AG für die NZZ» waren sie gemäss Stiftungsurkunden also gar nicht befugt, die Geldflüsse der Wohlfahrtsstiftung in Richtung NZZ-Pensionskasse abzusegnen.
Dass die NZZ-Manager offenbar über Jahre gar nicht wussten, wem sie überhaupt zu dienen haben, hat Konsequenzen: Die Stiftungsaufsicht des Kantons Zürich hatte den Spezialfonds der Neuen Zürcher Zeitung mit Entscheid vom 26. November 2018 aufgefordert, «umgehend für eine korrekte Zusammenstellung des obersten Organs zu sorgen und in der Folge über die nachträgliche Genehmigung oder Aufhebung aller seit Ende Juli 2009 gefällten Stiftungsratsbeschlüsse zu entscheiden».
Doch den fatalen Mangel hat die NZZ-Gruppe bis dato nicht behoben, wie ein aktueller Auszug des Handelsregisters zeigt. Sowohl Etienne Jornod als auch Carolina Müller-Möhl waren am Dienstag, 16. Juli, immer noch Teil des Stiftungsrates, genauso wie Jörg Schnyder.
An die Stelle von Ex-NZZ-CEO Veit Dengler ist unterdessen die NZZ-Personalchefin Petra Feigl-Fässler getreten, was aber nichts daran ändert, dass die Zusammensetzung des Stiftungsrates weiterhin nicht urkundenkonform ist.