Im Mai erst hatte Twitter verlauten lassen, keine Algorithmen mehr zu verwenden, die weisse und weibliche Gesichter beim automatischen Zuschneiden von Bildern bevorzugen.
Weit gefehlt: Dass die Twitter-Arithmetik nach wie vor eine Schwäche für junge weisse Mädels hat, hat nun ein Informatikstudent der ETH Lausanne aufgedeckt.
Konkret konnte Bogdan Kulynych zeigen, wie der für die Bildbeschneidung zuständige Algorithmus schlank und jung aussehende Frauen bevorzugt, wie das US-Portal «Wired» berichtet. Mit einer Deepfake-Methode kreierte der Informatiker unterschiedliche Gesichter und testete dann den Zuschneidealgorithmus, um zu sehen, wie dieser reagiert.
Kulynychs Enthüllung kam nicht aus heiterem Himmel. Im letzten September war bereits festgestellt worden, dass der Zuschneidealgorithmus weisshäutige Gesichter einmittet und People of Color tendenziell aus dem Bild drängt.
Daraufhin hatte Twitter angekündigt, der Sache nachzugehen und den Algorithmus ins Lot zu bringen. Wenig später schaltete der Kurznachrichtendienst die automatische Bildbeschneidung ab.
Im Rahmen der Computerkonferenz Defcon in Las Vegas hatte Twitter letzte Woche ein Kopfgeld auf politisch inkorrekte Algorithmen ausgeschrieben. Der Schweizer ETH-Student Kulynych kriegt 3'500 US-Dollar für seine Entlarvung.