Unternehmen wie die Deutsche Telekom oder Mercedes investieren in den elektronischen Sport, die Schweiz hinkt hinterher. In einem Vortrag hat eSports-Berater und Ex-Weltmeister Daniel Luther am Freitag Einblicke in einen millionenschweren Markt und seine besonderen Spielregeln gegeben.
Mit den Online-Spielturnieren habe man einen Weg gefunden, weiterhin junge Menschen auf der ganzen Welt anzusprechen, erklärte Luther anlässlich der von der International Advertising Association (IAA) organisierten Veranstaltung im Sorell Hotel Zürichberg. «Wir gehen davon aus, dass die verschiedenen eSports-Kategorien etwa 100 Millionen Menschen im Monat erreichen.»
Dieses Zielgruppenpotenzial habe mittlerweile auch grosse Firmen wie die Deutsche Telekom oder Mercedes dazu bewogen, Geld in den Markt zu pumpen. «Und zwar nicht als Sponsoring, sondern als tatsächliches Investment», so Luther.
Grund hierfür sei unter anderem die stetig steigende Zahl der eSport-Anhänger. Vor allem über die Streaming-Plattform «Twitch» verfolgen mittlerweile Tausende Fans ihre eSports-Idole. «Durchschnittlich laufen auf Twitch circa 36'000 Streams live», sagte Luther. Dabei könne man nicht nur das Spiel selbst verfolgen, sondern auch die Live-Reaktionen des Spielers. «Man ist sozusagen im Wohnzimmer seines Idols und fiebert mit.»
Besonders an der Branche ist, wie die Turniere aufgebaut sind. Da die Rechte an den Spielen den jeweiligen Entwicklern gehören, entscheiden diese in der Regel wann, wie und wo ein Turnier abgehalten wird. «Hier gilt deshalb der eiserne Grundsatz: ,Don't fuck with the publisher'».
Dass dies die Attraktivität des Marktes schmälere, glaubt Luther nicht. Vielmehr müsse das Potenzial von eSports nur vernünftig eingeordnet werden. «Hierfür braucht es junge und gleichzeitig erfahrene Personen, die sich in der Onlinewelt auskennen.»
Die Schweiz sei bei eSports eher noch ein «Entwicklungsland». Doch laut Luther wird sich das in Zukunft drastisch verändern. «Es braucht nur immer seine Zeit, bis auch die grau melierten Entscheider etwas einsehen», beendete der ehemalige Shooting-Game-Weltmeister seinen Vortrag süffisant.