Eine Schwemme von Fotos leichtbekleideter Frauen umrahmt die Tweets vom SRG-Ombudsmann. Unter dem Twitter-Hashtag #jourtag17 teilten Medienschaffende und Journalistinnen ihre Eindrücke und Impressionen aus Winterthur. Darunter mischte sich ein Bot, der über den gleichen Kanal Erotik-Spam verbreitete.
Allen voran SRG-Ombudsmann Roger Blum nutzte den #jourtag17 eifrig, um live aus den Hörsälen der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) zu tweeten. Daneben teilten etwa auch Hansi Voigt oder SRF-Moderatorin Susanne Wille ihre Meinungen und Eindrücke über das offizielle Hashtag zum Journalismus-Tag.
Aber die virtuelle Versammlung wird seit Donnerstag unfreiwillig von freizügigen Inhalten gesprengt: Bilder von jungen Frauen, die mit ihrem sportlichen Körper vor dem Spiegel posieren, benutzen ebenfalls das #jourtag17. Warum passiert so was und wer verschickt diese Tweets?
Der Grund ist ein simpler: Wenn ein Hashtag auf Twitter über eine kurze Zeitperiode viel verwendet wird und dabei ein grosses Publikum erreicht, dann wird dieser zum Trend. Und Twitter schlägt jedem Nutzer eben diese Trends vor. Für sogenannte Bots, also Software-gesteuerte Accounts, sind diese reichweitenstarken Hashtags ein gefundenes Fressen, um ein Produkt, eine Dienstleistung oder einen Virus einem breiten Publikum unterzujubeln.
Daran stört sich vor allem Vinzenz Wyss, Medienprofessor an der ZHAW und «Vater» des #jourtag17. Auf Nachfrage des Klein Reports spricht er von einem «Missbrauch» der Reichweite auf Twitter. «Wir brauchen seit Jahren dieses Hashtag und bis jetzt lief es immer recht gut», so Wyss.
Das Hashtag soll eigentlich als Plattform für den Dialog nach Aussen genutzt werden: «Dieser Erotik-Spam hat einen klaren negativen Beigeschmack», kommentiert Wyss. Eine kollektive Melde- und Blockaktion der Twitter-Bots wäre eine mögliche Option, um zukünftigen Missbrauch zu verhindern. «Doch daran müssten sich alle Involvierten beteiligen, was wohl kaum passieren wird.»