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Samstag
17.11.2012

Im zweiten Teil der Trendtagung im Zürcher Lake Side wurden zwei Erfolgsrezepte von Spezialmedien vorgetragen. Zuvor stellte Matthias Bauer, Geschäftsführer der zur Vogel Business Media gehörenden ngn new generation network GmbH, ein neues digitales Geschäftsmodell vor: der Aufbau eines Branchenverzeichnisses im Internet. Mit solcher digitaler Vernetzung könne die Attraktivität der Fachmedien gesteigert werden - vor allem bei den Zielgruppen.

Während sonst Printjournalisten oft über das Internet und die Social Media Spott ausbreiten, sieht die Chefredaktorin von «wir eltern», Nicole Althaus, einiges digitales Potenzial für neue Stories bei den Printausgaben. Während früher an Redaktionssitzungen das Themensetting abgehandelt wurde, sei heute der «Mamablog» eine trendige Institution für interessante und kontroverse Themen, die von den Journalistinnen und Journalisten aufgenommen werden können.

Der Relaunch und die Neukonzeption der Familienpublikation «wir eltern», die immerhin seit 90 Jahren erscheint, befasst sich mit Themen wie Familie und Kinder, über das Stillen von Babies, das zur engagierten Auseinandersetzung unter der Internet-Community geführt hat. Solche Themen, die früher kaum in den Medien berücksichtigt worden seien, seien heute salonfähig.

Das «Time Magazine» hat die Stillen-Thematik kürzlich gar aufs Titelbild gebracht. Ein Grund mehr, so die Referentin, dass solche Familien- und Kindergeschichten, Beruf und Alltag eben «in» sind.

Abschliessend war es an Urs P. Gasche, früher «Kassensturz»-Chef und Chefredaktor der «Berner Zeitung», der mit eindrücklichen Worten die sogenannte «Erfolgsstory» des «Ktipp» vortrug. Ende der 1980er-Jahre habe die TV-Konsumentensendung zuerst Merkblätter verschickt und sei dann mit einer einfachen Printpublikation nachgezogen.

Im Gegensatz zu bei Verlegern habe nicht der Kommerz im Vordergrund gestanden, sondern seien Qualitätsjournalismus und Information für die Leserschaft das Hauptziel gewesen; was natürlich stimmt, wie auch der Klein Report feststellte. Zeitweise erreichte das Konsumentenblatt eine Reichweite von über einer Million Leserinnen und Leser. Gasche musste aber auch zugeben, dass dank der Bekanntheit durch die TV-Sendung bei der SRG dieser Erfolg erst möglich geworden ist. Geld sei kein Thema gewesen, so Gasche nochmals.

Der kritische Medienbeobachter des Klein Reports fragt sich dann, warum es zeitweise zu einem grossen Knatsch zwischen dem «Ktipp»-Verleger René Schuhmacher und den Herren Rätz/Gasche gekommen ist. Gerüchteweise wurde damals kolportiert, die beiden Kassenstürzler hätten der SRG kein Geld abgeben wollen, obwohl dies im Vertrag (bei Überschuss) der TV-Sendung und den «Ktipp»-Herausgebern festgehalten war.

Der Streit ging dann so weit, dass Schuhmacher eine Konkurrenzpublikation («saldo») lanciert hatte. Inzwischen scheint wieder eitel Freude zu herrschen; der Herausgeber Schuhmacher wurde von Gasche lobend erwähnt; er sei damals in die Bresche gesprungen, weil Verleger wie Ringier und andere kein Interesse an einer Herausgabe eines günstigen und unabhängigen Konsumentenblatts gezeigt hätten, so die Sicht Gasches.

Trendtagung Fach- und Spezialmedien am 14. November 2012:
Digitalisierung - auch Thema der Trendtagung Fach- und Spezialmedien