Die Affäre rund um politische Einflussnahme des Stadtrats von Yverdon-les-Bains auf die Berichterstattung der Lokalzeitung «La Région» spitzt sich zu: Drei Mitglieder der Stadtregierung haben sich am Dienstag öffentlich von ihrem Präsidenten Jean-Daniel Carrard distanziert und so das Kollegialitätsprinzip gebrochen.
Die ganze Sache ins Rollen brachte gemäss «24heures» ein Brief des FDP-Politikers Carrard vom 23. Mai 2019 zuhanden von Caroline Gebhard, der damaligen Chefredaktorin von «La Région». In besagtem Schreiben brachte der liberale Stadtpräsident unter anderem die «Enttäuschung» der Exekutive über die Berichterstattung der Lokalzeitung zum Ausdruck.
So kritisierte Jean-Daniel Carrard unter anderem, dass seine Aussagen, die er an einer Medienkonferenz der Stadt von sich gab, in der Zeitung nicht zitiert wurden. Auch die Nicht-Veröffentlichung eines Bildes, das verschiedene Gemeindepräsidenten zeigt, wurde bemängelt.
In der Folge überstürzten sich die Ereignisse: Wie «24heures» berichtete, habe der Stadtrat «als Konsequenz» seiner Unzufriedenheit über die Berichterstattung die Zusammenarbeit mit «La Région» beendet. Die Gemeinde Yverdon-les-Bains habe angekündigt, ihre offiziellen Informationen an die Bevölkerung künftig nicht mehr in der Zeitung zu veröffentlichen.
Ende Juni wurde dann Caroline Gebhard zu einem Treffen mit dem Verwaltungsrat von «La Région» vorgeladen, das zur plötzlichen Trennung von der Chefredaktorin führte.
Der Berufsverband Impressum geht davon aus, dass es sich um eine «skandalöse» und «missbräuchliche Kündigung» handelt, wie der Verband am 4. Juli mitteilte. Ganz anders schilderte der Anwalt von La Région Hebdo SA den Vorfall: Die Chefredaktorin habe auf eigene Faust gekündigt, lautete die Version von Seiten des Verlags.
Noch ein weiteres Mal ist die ganze Affäre am Dienstag eskaliert: Gemeinderat Pierre Dessemontet (SP) erklärte vor den Medien, dass er die Ansichten des Stadtpräsidenten Jean-Daniel Carrard nicht teile. Neben Dessemontet verkündeten auch Jean-Claude Ruchet (SP) und die Grüne Carmen Tanner einen Bruch mit dem Kollegialitätsprinzip, wei Keystone-SDA meldete.