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Montag
31.08.2020

Kino

Hat alles, was ein TV-Thriller braucht...

Hat alles, was ein TV-Thriller braucht...

Der Skandal-Song «Jeanny» soll zu einem TV-Krimi ausgebaut werden. Produzent Klaus Graf will mit den Dreharbeiten bereits Mitte September im österreichischen Mödling beginnen. «Die Handlung ist an den Text des Liedes angelehnt», bestätigt der Kärntner Filmemacher.

«Jeanny» ist der Titel einer Serie von Liedern des österreichischen Sängers Falco, deren erster Teil einen der grössten Skandale in der Geschichte der deutschsprachigen Popmusik auslöste.

Bei der Veröffentlichung von «Jeanny» als Single 1985 kamen Vorwürfe auf, der Titel verharmlose oder verherrliche eine Vergewaltigung, obwohl im Text nicht ausdrücklich von Gewalt die Rede ist. Es könnte auch eine Amour fou sein. Die Weise, in der der Text vorgetragen wird, lässt auch den Schluss zu, dass es sich um einen Stalker handelt, der sein Opfer der verschmähten Liebe wegen entführt und es in seinem Wahn umbringt.

Der damals schon gedrehte Video-Clip verstärkt den Eindruck, bei dem Protagonisten, gespielt von Falco, handele es sich um einen psychotischen Mörder. Er wird am Ende in Zwangsjacke in einer «Gummizelle» gezeigt, wo er von einer jungen Frau geneckt wird. Obwohl keinerlei Verfremdungseffekte benutzt werden, lässt sich die Figur des 15-jährigen Mädchens als Halluzination eines geisteskranken Mörders interpretieren, denn als ein Wärter in die Zelle des Protagonisten schaut, ist jener alleine zu sehen.

Das filmische Potential des Stoffes ist breit. Das originale Video spielt auch auf den 1931 veröffentlichten Film «M» von Fritz Lang an, in dem ein Serienmörder von einem blinden Ballonverkäufer identifiziert und durch ein mit Kreide auf den Mantelrücken gemaltes M markiert wird.

Bei Falco trägt der Protagonist ein aufgemaltes F auf dem Rücken. Andererseits ist in den Eingangssequenzen das Kanalsujet aus Carol Reeds Film «Der dritte Mann» (1948) mit Orson Welles als Harry Lime unverkennbar. Zudem spielt das Video mehrfach auf den Film «Psycho» von Alfred Hitchcock an, mit der Neonschrift «Bates Motel», aber auch mit Parallelen zum Schluss.

Zu Lebzeiten des 1998 gestorbenen Sängers sind drei Musiktitel rund um «Jeanny» erschienen, darunter auch «Coming Home». Nach Falcos Tod erschienen ohne Freigabe des Urhebers die Versionen «Where Are You Now?» und erst 2009 «The Spirit Never Dies».

Produzent Klaus Graf, der auch «Die Toten vom Bodensee» oder den «Zürich Krimi» mit Christian Kohlund verantwortet,  hält sich derzeit noch bedeckt, was er davon zeigen will.

Verraten hat er aber im «Kurier», dass all seine Dreharbeiten wegen Corona nicht einfach sind: «Das Team wird zwei Mal pro Woche getestet. Die Mitglieder des Kern-Teams wohnen jeweils abgeschottet in Wohnungen, in Zubringer-Fahrzeugen sitzen nur zwei Personen mit Mundschutz. Was leider zu kurz kommt, ist das Zusammensitzen des Teams nach der Arbeit. Den Filmen merkt man das Gott sei Dank nicht an.»