Das 150-Millionen-Informatikprojekt Insieme des Bundes wird abgebrochen. «Die Projektorganisation wird bisher erarbeitete Resultate sichern und bereits erstellte Komponenten in den Betrieb überführen», teilte das Departement von Eveline Widmer-Schlumpf mit. Das Projekt Insieme hätte veraltete Steuersoftware ablösen sollen und wurde unter der Leitung der Eidgenössischen Steuerverwaltung (ESTV) geführt.
Diese Leitung scheint die nötigen Qualifikationen allerdings nicht mitgebracht zu haben. «Nebst dem anfänglichen Fehlen einer die IT- und die Organisationsdimension abdeckenden Gesamtplanung wirkt sich langfristig auch die bis Oktober 2011 fehlende fachliche Führung des Projektes negativ aus», heisst es in der Mitteilung des Finanzdepartements (EFD).
Im Bericht der Finanzdelegation über die Bundesfinanzen im Jahre 2011 vom April dieses Jahres war bereits auf die Mängel hingewiesen worden: «Wesentliche Fragen der Führung und der finanziellen Verantwortung sind innerhalb der ESTV nicht klar geregelt und das Projekt dauert zu lange. Dass mit einem Gesamtvolumen von rund 150 Millionen Franken eine ganze Reihe der ursprünglich geplanten Funktionalitäten nicht abgedeckt werden kann, erachtet die Finanzdelegation als nicht akzeptabel.» Insbesondere sei der Grundgedanke des Projektes, die Prozesse über die ganze ESTV zu vereinen, gefährdet. In diesem Bereich sind gemäss EFD erst zehn Prozent der notwendigen Programmierarbeiten abgeschlossen.
Nun sind die Konsequenzen gezogen worden. Künftig sollen Projekte durch Qualitätskontrollen und strategisches Controlling besser begleitet und der Erfahrungsaustausch intensiviert werden. Wie es mit dem Steuersoftwareprojekt weitergehen wird, liegt in der Hand des ESTV-Direktors. Dieser muss sich nun mit der Frage auseinandersetzen, welche Ziele in Zukunft mit Bezug auf Prozesse, Organisation und Informatik verfolgt werden sollen. Es muss allerdings erst ein neuer Direktor gefunden werden, denn die Steuerverwaltung wird gerade interimistisch geführt.