Die Mitte Oktober verkündete Schliessung der Swissprinters St. Gallen AG sorgte am Dienstag erneut für Aufregung: Am Vormittag demonstrieren in Zürich Betroffene, Angestellte der anderen drei Swissprinters-Produktionsstandorte sowie Gewerkschaftler vor dem Ringier Pressehaus. Alain Carrupt, Copräsident der Gewerkschaft Syndicom, und Paul Rechsteiner, Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB), hielten die Hauptreden.
An der Kundgebung, die um elf Uhr begann und nach rund einer Dreiviertelstunde zu Ende ging, nahmen gemäss der Gewerkschaft Syndicom «über 100 Personen» teil. Zuvor hatte bereits am vergangenen Samstag, 29. Oktober, eine erste Demonstration in der St. Galler Innenstadt stattgefunden.
«Wir haben am Dienstag bewusst bei Ringier demonstriert, weil diese mit 58,8 Prozent Hauptaktionärin ist und Swissprinters-Geschäftsführer Alfred Wälti ebenso aus dem Hause Ringier kommt wie Verwaltungsratspräsident Martin Werfeli. Zudem ist der Hauptsitz des Druckunternehmens in Zofingen», erklärte Hans-Peter Graf, Branchenverantwortlicher «Grafische Industrie» bei der Syndicom am Dienstag gegenüber dem Klein Report. Ursprünglich habe man vorgehabt, Michael Ringier einen «offenen Brief» mit verschiedenen Forderungen der St. Galler Swissprinters-Angestellten zu übergeben. Michael Ringier blieb aber der Veranstaltung fern, an seiner Stelle nahm Matthias Graf, Head of Corporate Communications und Konzernsprecher der Ringier Gruppe, die Forderungen entgegen.
«Michael Ringier war ortsabwesend», erklärte Matthias Graf gegenüber dem Klein Report. «Wir haben Verständnis dafür, dass die Betroffenen auch gegenüber dem Hauptaktionär Ringier auf ihr Anliegen aufmerksam machen wollen», sagte Graf. Er habe die Kundgebung als «engagiert und friedlich» erlebt. «Zum Inhalt des offenen Briefs meinte der Ringier-Konzernsprecher: «Wir verstehen den offenen Brief als Teil des momentan laufenden Dialogs mit den Gewerkschaften und Arbeitnehmenden», so Graf.
Da die übrigen Swissprinters-Aktien von der NZZ (25,2 Prozent) und der Tamedia (16 Prozent) gehalten werden, haben die Demonstranten auch Albert P. Stäheli und Martin Kall je eine Kopie des Brief zukommen lassen. Im Brief forderten die Gewerkschaft Syndicom und die Swissprinters-Angestellten den Widerruf der Schliessung des Produktionsstandortes St. Gallen sowie «die Aufnahme von ernsthaften Gesprächen mit der Swissprinters-Betriebskommission und der Gewerkschaft Syndicom, wie Lösungen umgesetzt werden können».
Für Hans-Peter Graf berechtigte Forderungen: «Selbstverständlich ist der Preisdruck in der Druckbranche europaweit stark. Aber in St. Gallen wird nach wie vor im Drei-Schicht-Betrieb gearbeitet», so Graf. «Es gibt also keinen Grund, 173 Mitarbeiter auf die Strasse zu stellen», erklärte er weiter.
Das weitere Vorgehen sieht folgendermassen aus: Am 8. November findet ein zweiter Round Table mit den Gewerkschaften Syndicom und Syna, der Personalkommission Swissprinters und der Unternehmensleitung Swissprinters AG statt. Das Konsultationsverfahren dauert noch bis zum 16. November.
Die Swissprinters AG hatte am 12. Oktober bekannt gegeben, dass per 30. Juni 2012 der Produktionsstandort St. Gallen geschlossen und für den Standort Schlieren ein Käufer gesucht wird. Gemäss den Demonstranten stehen damit «250 Arbeitsplätze (beinahe ein Drittel aller Stellen von Swissprinters) auf dem Spiel», wie sie am Dienstag mitteilten.