Dichter Wortnebel trotz sonnig-klarem Kaiserwetter in Zürich: Beim Verkünden des Joint Ventures vor den Medien waren AZ-Verleger Peter Wanner und NZZ-Verwaltungsratspräsident Etienne Jornod sichtlich darum bemüht, die negativen Folgen des Zusammengehens und die zahlreichen noch offenen Fragen zu kaschieren.
«Wir schreiben Mediengeschichte», frohlockte Etienne Jornod zu Beginn der Medienkonferenz im hochmodernen Anbau des Landesmuseums. Peter Wanner stimmte in den freudigen Kanon ein: «Ich freue mich, dass es geklappt hat», sagte der Aargauer Verleger über den Abschluss der scheinbar unendlich freundschaftlichen Verhandlungen mit der NZZ-Gruppe, die etwa fünf Monate in Anspruch genommen hätten.
Glaubt man den Aussagen der vier Protagonisten im Grossraum des Landesmuseums, so haben zwei Brüder im Geiste endlich zusammengefunden. Neben Jornod und Wanner sassen auch Axel Wüstmann, der designierte CEO des Joint Ventures, sowie dessen publizistischer Leiter Pascal Hollenstein am Tisch. «Es wächst etwas zusammen, was zusammengehört», übersteigerte Hollenstein den Sachverhalt und schaute dabei ungeniert in die skeptischen Gesichter der etwa 50 Journalistinnen und Medienvertreter im Publikum.
Klartext sprach erst Axel Wüstmann: «Ein `weiter wie bisher` wird es für beide Unternehmen alleine nicht geben.» Und für Etienne Jornod, den VR-Präsidenten der NZZ, geht es wiederum vor allem darum, «Synergien zu nutzen» und «Kosten zu teilen», um schlagkräftig und zukunftsfähig den Konsolidierungsprozess zu überstehen. Getreu dem Motto «zusammen sind wir grösser und stärker».
Was das konkret für die Belegschaft bedeutet, wurde erst erörtert, als die Journalistin und Moderatorin Esther Girsberger die Fragerunde eröffnete. Pascal Hollenstein erwähnte «gewisse Doppelbesetzungen, über die man diskutieren muss», und sprach erst dann aus, dass mit dem Joint Venture auch ein Sparziel verbunden ist: «Es werden Stellen abgebaut, aber nicht über Entlassungen.»
Dem Konstrukt zustimmen müssen neben der Wettbewerbsbehörde auch noch die Aktionäre der NZZ. Jornod dazu: «Ich bin total überzeugt, dass die Aktionäre die Massnahme unterstützen werden.»
Axel Wüstmann sagte im Gespräch mit dem Klein Report, dass am Donnerstag von beiden Medienhäusern ein Schreiben an die Aktionäre versandt wurde. Das Zusammengehen bei den AZ Medien sei nicht von der Zustimmung der Aktionäre abhängig.
Wie Etienne Jornod erklärte, haben die AZ Medien nach zehn Jahren die Möglichkeit, die Aktienmehrheit und damit die Kontrolle am Joint Venture zu übernehmen. Die NZZ wiederum habe die Option, ihre Anteile unter gewissen Bedingungen zu verkaufen.
Peter Wanner sagte dazu zum Klein Report: «Jede Ehe muss eines Tages auch geschieden werden können. Das ist ein Notventil für beide Seiten. Die NZZ hat eine Exit-Möglichkeit.»