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Dienstag
18.12.2012

Rolf Bollmann, neuer CEO der «Basler Zeitung», beschimpft in einem Interview Journalisten. Ein Kommentar des Klein Reports von Benjamin Shuler.

«Bitte haben Sie Verständnis, dass Rolf Bollmann dieses Jahr für einen Gesprächstermin nicht zur Verfügung steht. Er wird Interviewtermine erst im Laufe des ersten Quartals 2013 wahrnehmen.» So reagierte die «Basler Zeitung» Anfang Dezember auf eine Interviewanfrage des Klein Reports. Umso erstaunter waren wir, als wir sahen, wie sich Bollmann in der neuesten Ausgabe von «Persönlich» (Publigroupe) gleich auf sieben Seiten über Blocher und die Welt ausbreitet.

Nun ist es durchaus nachvollziehbar, dass man sich als CEO der BaZ lieber zu einem Kamingespräch mit dem Blocher-Intimus Matthias Ackeret niederlässt, als sich kritischen Fragen zu stellen. Mit «Medienvielfalt», wie es sich die Holding, welcher die BaZ gehört, bereits im Namen auf die Fahnen geschrieben hat, hat das allerdings wenig zu tun.

Dem verständnisvollen und bewundernden Zuhörer Ackeret durfte Bollmann zuerst in schillernden Farben seine Erinnerungen an ein Fussballspiel von 1975 schildern. Bollmann galt, so erfährt der mehr oder auch weniger interessierte Leser, als «Eisenfuss», was der Klein Report schon zu Beginn von Bollmanns Medienkarriere über seine selbstgestrickte Fussballkarriere berichtete.

Zumindest das verbale Foul beherrscht der langjährige Tamedia-Manager nach wie vor, wie man einige Seiten später dann lesen kann, als die Rede auf Journalisten kommt. «Selbst haben sie ihr Leben nicht im Griff, noch nie irgendwann, irgendwo für irgendetwas Verantwortung übernommen und erlauben sich, mit primitiven Artikeln über Menschen zu urteilen, die sie nicht kennen und mit denen sie nie gesprochen haben», poltert Bollmann.

Und weiter: «Wenn die Leser wüssten, welche zum Teil widerliche Figuren im Journalismus rumturnen und was für Taugenichtse solche Artikel schreiben, dann kämen bei ihnen einige Fragezeichen auf.» Wer nun auf Widerworte von Matthias Ackeret, immerhin Chefredaktor einer Zeitschrift für Kommunikation, wartet, tut dies vergeblich. Stattdessen folgt die treuherzige Frage: «Geht es darum der BaZ so schlecht?» Dankbar nimmt Bollmann den Steilpass auf, denn natürlich geht es der BaZ nicht wegen eigener strategischer Fehler oder dem monatelangen beschämenden Versteckspiel um die wahren Besitzverhältnisse schlecht, sondern nur weil der Verlag «weiter geschwächt und schlechtgemacht wird».

Unwidersprochen darf Bollmann auch die reichlich abenteuerliche These verbreiten, dass die neuen Besitzverhältnisse keinen Einfluss hätten auf den redaktionellen Kurs der «Basler Zeitung». Er selbst, so betont Bollmann, arbeite nicht für den Politiker Blocher, sondern für den Unternehmer Blocher. So ist es vermutlich auch reiner Zufall, dass sich die Bollmann`sche Meinung zur EU mit derjenigen des Milliardärs von Herrliberg deckt: «Es wäre für mich die absolute Horrorvorstellung, dass Schicksal meiner Kinder von den circa 50 000 Beamten in Brüssel bestimmen zu lassen. Aber auch in Bern gibt es `Flaschen`.» Ob solcher Stammtischparolen lesen sich die Kommentare eines Markus Somm wie intellektuelle Höhenflüge.

Mit diesem Interview hat Rolf Bollmann der in den letzten Monaten äusserst unglücklichen Öffentlichkeitsarbeit der «Basler Zeitung» ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Er hat es geschafft, nicht nur den Journalistenstand und damit auch seine eigenen Mitarbeiter zu beleidigen, sondern ein weiteres Mal auch die traditionell weltoffene und liberale Basler Bevölkerung vor den Kopf zu stossen.