Die 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom SRF-Radiostudio Bern sind von der Chefredaktion wegen des möglichen Umzugs von Bern nach Zürich zu zwei Fragerunden eingeladen worden. Nach den Meetings ist die Stimmung bei der Abteilung Information nun aber noch gedrückter als vorher.
Die SRF-Radio-Chefredaktorin Lis Borner ist zusammen mit ihren Kaderleuten am Donnerstag und Freitag an der Berner Schwarztorstrasse vor die beunruhigten Journalistinnen und Journalisten und das technische Personal gestanden. Eingeladen wurde das ganze Team, um Antworten bezüglich der möglichen Radio-Züglete von Bern nach Zürich zu bekommen. Neben Borner stellten sich aus der erweiterten Chefredaktion auch Rolf Hieringer, Barbara Widmer und Roman Mezzasalma den kritischen Fragen der Kolleginnen und Kollegen.
Für mehr Vertrauen im Team konnten die beiden Fragerunden aber nicht sorgen. Die Angst, dass die SRG-Spitze ihre Sparpläne nun tatsächlich durchsetzt und die 200 Radio-Leute von Bern ins Leutschenbach disloziert wird immer grösser. «Es wurde ganz klar, dass die Verantwortlichen keinen Plan B haben», sagte nach dem Meeting am Freitag ein Redaktionsmitarbeiter gegenüber dem Klein Report. «Lis Borner und ihr Team haben den Auftrag von oben bekommen und setzen nun einfach um», so der Journalist weiter.
Die Befürchtung ist, dass die Radioleute neben der TV- und Online-Redaktion in Zürich untergehen werden. Diese Angst, die von der Chefredaktion offenbar nicht geteilt wird, ist im Team nun aber spürbar grösser geworden. «Wir werden in diesem Leutschenbach aufgelöst werden wie der Zucker im Lindenblütentee», so ein Radiomann gegenüber dem Klein Report.
Nach den beiden Meetings gibt es nun immer mehr Mitarbeitende, die klar sagen, dass sie den Umzug von Bern nach Zürich nicht mittragen werden. Die Chefredaktion geht offenbar davon aus, dass 20 Prozent der Belegschaft von sich aus kündigen wird. Mehrere Personen auch aus der Redaktion des Flaggschiffs «Echo der Zeit» sind offenbar absprungwillig.
«Die Stimmung ist sehr gedrückt. Die Kolleginnen und Kollegen sind sauer», sagte eine Radiojournalistin. «Die Chefredaktion setzt den Sparauftrag um und überlegt sich nicht, was es für medien- und staatspolitische Konsequenzen hat, wenn in Zukunft alles in Zürich zentralisiert wird. Das ist traurig», so ein anderes Teammitglied. Was ebenfalls für rote Köpfe sorgte in Bern ist, dass die Radio-Leute in Leutschenbach offenbar in drei verschiedenen Gebäuden untergebracht werden sollen. «Das heisst, wir werden auch in Zukunft telefonieren müssen mit den Kolleginnen und Kollegen. Auch wenn wir dann alle in Zürich sitzen», brachte es der Journalist weiter auf den Punkt.