Der Verband «Schweizer Medien» VSM hat aus einer Auswahl von SRG-Textbeiträgen, die auf srf.ch veröffentlicht wurden, eine Zeitung erstellt. Der daraus entstandene «Leutschenbach Anzeiger» soll zeigen, dass die SRG täglich auch eine digitale Gratis-Zeitung produziert.
Nach der Schliessungsankündigung von «Le Matin» in Papierform macht sich VSM-Geschäftsführer Andreas Häuptli Sorgen um die Medienvielfalt und verlangt von der Politik Unterstützung.
Der Auftrag der SRG sei die Versorgung der Schweizer Bevölkerung mit sprachnationalen Radio- und TV-Programmen. Doch die SRG publiziere auch immer mehr Textinhalte, moniert der Verband «Schweizer Medien». Der VSM hat deshalb eine Auswahl von SRG-Textbeiträgen, die während einem zufällig ausgewählten Zeitraum von 24 Stunden auf srf.ch in der Deutschschweiz veröffentlicht wurden, als Zeitung aufbereitet.
Der «Leutschenbach Anzeiger» zeige, dass die SRG täglich eine digitale Gratis-Zeitung produziere. «Bezahlt wird dieses – über den Kernauftrag der SRG hinausgehende – Text-Angebot über die Haushaltsabgabe», kommt der VSM zum Schluss: «Damit konkurrenziert die SRG die Schweizer Zeitungen und Zeitschriften direkt.»
Die Idee für den «Leutschenbach Anzeiger» sei eine Teamarbeit von den beim VSM mit Medienpolitik Beschäftigten gewesen, sagt Andreas Häuptli gegenüber dem Klein Report. «Die Idee ist ein Ergebnis der Überlegung, wie wir die Problemstellung am besten rüberbringen können.»
Am Donnerstag gab Tamedia das Aus für die gedruckte Version von «Le Matin» bekannt. Ob dies etwa ebenfalls die Schuld der SRG sei, wollte der Klein Report vom VSM-Geschäftsführer wissen. «Auch für die nun als reine Onlinezeitung publizierte ´Le Matin` ist es wichtig, dass sie ein tragfähiges Geschäftsmodell findet. Die Privaten erreichen die Schweizer Bevölkerung online zu über 80 Prozent. Die SRG soll im Web alles aus dem linearen Radio- und TV-Programm zur Verfügung stellen. Das kommt dem Trend zur zeitversetzten Nutzung entgegen. Damit ergänzen sich Private und die SRG in idealer Weise», gibt Häuptli ausweichend zur Antwort.
Auch auf die Frage, ob die «Le Matin»-Besitzerin Tamedia sich mit den eigenen Gratisangeboten in der Westschweiz nicht selber ins Knie geschossen habe, wollte der VSM-Mann nicht antworten: «Dazu muss Tamedia Stellung nehmen.»
Die Medienvielfalt sei noch immer reichhaltig, antwortet Andreas Häuptli auf die Frage, ob das Zeitungssterben weitergehe. Die Medienvielfallt sei aber in Gefahr. «Und zwar speziell in der für die politische Meinungsbildung wichtigsten Mediengattung Zeitung.» Bei der nun anstehenden Debatte um Medienförderung müsse die Presse berücksichtigt werden. Ihrer Bedeutung entsprechend müssten die Zeitungen auch finanziell unterstützt werden mit indirekten Massnahmen, welche die redaktionelle Unabhängigkeit nicht gefährden. «Wir haben mit der bestehenden indirekten Presseförderung ein Erfolgsmodell, das ausgebaut werden kann.»