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Montag
20.10.2014

IT / Telekom / Druck

Thomas Schneider ist zum Vorsitzenden des Regierungsbeirates der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (Icann) gewählt worden. Die private, gemeinnützige US-Organisation ist mit der Koordination des Internetdomainnamen- und Adressierungssystems betraut. Der Klein Report sprach mit Schneider über neue Top-Level-Domains, ´good governance´ und die Schweiz als Brückenbauerin.

«Die Schweiz wird im Regierungsbeirat durch das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) vertreten», erklärte Schneider, der die Schweiz seit 2008 in diesem Gremium vertritt und zudem stellvertretender Leiter des Internationalen Dienstes des Bakoms ist. «Der Regierungsbeirat gibt Empfehlungen an den Icann-Verwaltungsrat ab, wenn sie Anliegen von öffentlichem Interesse betreffen oder wenn die Entscheide der Icann nationale Rechtsordnungen oder internationale Abkommen tangieren.»

Dies sei zum Beispiel aktuell bei der Einführung von 1000 neuen Top-Level-Domains der Fall. Bei Endungen wie .swiss, .berlin oder .paris muss definiert werden, wer berechtigt ist, diese zu nutzen.

Einige hundert wie zum Beispiel .berlin und .wien sind schon in Betrieb. Die Schweiz sicherte sich die Domain .swiss. Demnächst können Unternehmen und Organisationen mit Bezug zur Schweiz diese beantragen.

«Allerdings sind nach wie vor viele Detailfragen bei der Umsetzung des Regelwerkes offen, insbesondere im Bereich des Daten- und Konsumentenschutzes oder des Schutzes von geografischen Herkunftsbezeichnungen und der Namen und Abkürzungen internationaler Institutionen», erklärte Schneider dem Klein Report den Stand der Dinge.

Der Regierungsbeirat dem Schneider vorsitzt, ist kein beschlussfähiges Organ. Allerdings muss der Verwaltungsrat der Icann mit 15 stimmberechtigten Mitgliedern begründen, wenn es der Empfehlung des Regierungsrates nicht nachkommt.

«Die historisch gewachsene Rolle der Regierungen im Bereich der Internet-Gouvernanz ist international nicht nur im Regierungsbeirat selbst eine intensiv diskutierte Frage», so der Bakom-Angestellte: «Auch in der UNO und in anderen zwischenstaatlichen Institutionen ist diese Frage umstritten. Global herrscht derzeit aber kein Konsens darüber, das derzeitige System fundamental zu verändern.»

Thomas Schneider wurde am 51. Treffen der Icann in Los Angeles am Dienstag auf zwei Jahre gewählt. «Meine Wahl zum Vorsitzenden bietet die Chance, das langjährige Engagment der Schweiz als Vermittlerin und Brückenbauerin bezüglich Internet-Verwaltung weiterzuführen», fasste der studierte Historiker seine Ziele zusammen.

«Seit jeher haben wir uns bei all unseren Bemühungen in Bezug auf die Gestaltung und Verwaltung des Internets für Grundwerte wie Inklusivität und demokratische Partizipation, Transparenz, Verantwortlichkeit und ´good governance´ eingesetzt. Dafür werde ich auch in Zukunft einstehen.»