Über 8‘000 Menschen haben die Unterschriftensammlung gegen die Einstellung von «52 Beste Bücher» unterschrieben. Über 2‘800 protestierten mit einer Petition gegen die Streichung der SRF-Religionssendungen.
Um diesen Zahlen auch Argumente folgen zu lassen, hat die Paulus Akademie am vergangenen Freitagabend zu einem Panel in ihren grossen Saal an der Pfingstweidstrasse in Zürich geladen. Andreas Panzeri und Ursula Klein waren vor Ort, um sich die unterschiedlichen Positionen anzuhören.
«Der Abbau von Religions-Sendungen ist nicht zeitgerecht», war der Tenor bei dieser Diskussionsrunde unter dem Titel «Zum Stellenwert von Religion, Literatur und Kultur im Service Public».
Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von Csongor Kozma, Direktor Paulus Akademie und Raphael Rauch, Redaktionsleiter kath.ch. Teilnehmende unter anderem der Autor Lukas Bärfuss, der Blogger und Fachmann für kirchliche Jugendarbeit Claude Bachmann oder Tanja Messerli, Redaktionsleiterin des Magazins «Schweizer Buchhandel» sowie Arnd Bünker vom SPI St. Gallen und Mark Eisenegger von der Uni Zürich.
Erstmals seit ihrem Amtsantritt in diesem Sommer hat SRF-Kulturchefin Susanne Wille an einer öffentlichen Veranstaltung Stellung bezogen. Auch wenn sie in der Paulus Akademie ausnehmend freundlich begrüsst worden ist, wehte der neuen Frau in der Geschäftsleitung des Schweizer Fernsehens beim Gespräch ein ziemlich kühler Wind entgegen.
«Wir machen uns grosse Sorgen um den Service public. Wir leben in Zeiten, in denen Extremisten, Verschwörungstheorien und religiöse Scharlatane Konjunktur haben. SRF steht für Qualitätsjournalismus mit Fachkompetenz, auch in religiösen Fragen», steht in der Petition, die der Trägerverein des Katholischen Medienzentrums lanciert hat. Und diese Bedenken wurden denn auch im Verlaufe des Abends noch mehrmals verdeutlicht. Die einhellige Meinung: Wo immer mehr Menschen in Pseudo-Religionen abdriften, wäre eine Einordnung solcher Entwicklungen durch Fachleute gefragt, zum Beispiel bei SRF, als dem anerkannt mächtigsten Medium der Schweiz.
Gleichzeitig war den Teilnehmern auch klar: SRF hat ein ähnliches Problem wie die Kirchen. Die Jungen bleiben fern. Gefragt ist mehr Instagram, weniger Kanzel. Wie könnte die Lösung also aussehen, die den Kulturauftrag hochhält, aber den digitalen Wandel trotzdem nicht vernachlässigt?
Als Einführung in dieses Thema hat zu Beginn des Panels Laura Köppen von der SRF-Abteilung «Audience» mit einer Powerpoint-Präsentation aufgezeigt, wie das analoge Fernsehen immer mehr junge Zuschauer an die digitalen Kanäle verliert. Keine neuen Erkenntnisse für die anwesenden Profis. Aber immerhin hat man erfahren können, dass bei der SRG trotz dem Ausbau der digitalen Kanäle weiterhin 80 Prozent des totalen Budgets in die analogen Sender investiert wird. Von aktuell 10 für Digital will man aber in den nächsten Jahren auf 15 Prozent kommen.
«Die Jungen hören uns nicht mehr», meinte Laura Köppen. «Holt man sie aber zurück, indem man die Alten vergrault?», wurde auf dem Podium als Echo formuliert.