Pietro Supino lud zum ersten Mal in den japanischen Holzneubau von Tamedia ein: Am Montagabend wurden im Dachstock des neuen Gebäudes 80 Exponenten der Eigentümerfamilie Coninx-Supino und der Medienbranche an eine lange Tafel gebeten, um den sich als CEO verabschiedenden Martin Kall zu ehren.
Verlegerpräsident Hanspeter Lebrument schien den Zürcher Abend sichtbar zu geniessen; Peter Wanner, der sich von seinem CEO Christoph Bauer und Telezüri-Chef Markus Gilli begleiten liess, befand sich offensichtlich in bester Laune - ganz im Gegensatz zum angespannt wirkenden NZZ-CEO Albert P. Stäheli: Er erweckte den Eindruck, als wäre für ihn die Feier für Martin Kall eher eine Pflichtübung; ganz anders NZZ-Chefredaktor Martin Spillmann, der sich - möglicherweise zum ersten Mal - ausführlich mit Markus Gilli unterhielt.
Die Tafel wurde präsidiert von zwei Familienmitgliedern: Am einen Ende sass Pietro Supino, der in einer für seine Verhältnisse warmherzigen Rede die Verdienste Kalls schilderte; am anderen Ende war Daniel Kaczynski, der mit Claudia Coninx verheiratet ist, platziert - gleich neben Peter Hartmeier, der auf die Frage nach seinen Zukunftsplänen maliziös schwieg.
Eher missmutig blickte Klaus Kappeler in den Saal, während SRG-Vertreter völlig fehlten. Filippo Leutenegger (dessen Sohn Lorenzo aus der Sendung «Der Bachelor» nicht nur bei der holden Weiblichkeit zurzeit für Aufregung sorgt), Rolf Bollmann und Roger Köppel vertraten den Blocher-Flügel der Schweizer Medienlandschaft. Kall, der in seiner Rede ankündigte, er würde in den Verwaltungsrat eines grossen ausländischen Medienhauses eintreten, gab sich betont optimistisch: Wenn er die geballte Kraft an Kreativität in diesem Saal sehe, glaube er auch an die Zukunft der Medienbranche.
Die Verabschiedungsrede seines Nachfolgers und bisherigen Stellvertreters Christoph Tonini nahm sich dagen bescheiden zurückhaltend aus: Es war eindeutig der Abend von Martin Kall, der im Frühjahr in den Verwaltungsrat von Tamedia gewählt werden wird. Beide Redner kamen auf ihre Zusammenarbeit vor über zehn Jahren im Hause Ringier zu sprechen, was Marc Walder wohl mit besonderem Interesse anhörte: Ringier als Talentschuppen für Tamedia. In Bestlaune wurde auch Jürg Marquard beobachtet: Die sich um ihre Zukunft sorgende Branche schien dankbar um einen fröhlichen Männerabend zu sein.