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Donnerstag
20.03.2014

TV / Radio

Roger gegen Roger: Geschwätzigkeit auf SRF

Roger gegen Roger: Geschwätzigkeit auf SRF

Alles dreht sich im Moment um die Ereignisse auf der Krim. Alles? Nein, zwei Journalisten in der montäglichen SRF-Talksendung drehen sich weiterhin um sich selber. Auch dann, wenn sie über die Krim sprechen.

Am Montag begrüsste Roger Schawinski bereits zum vierten Mal den «Weltwoche»-Chefredaktor Roger Köppel in seiner Sendung «Schawinski». Ein Kommentar des Klein Reports.

Die beiden «Schweiz-Erklärer» ahmten auch diesmal die Gesprächssendung, die sie zusammen auf Schawinskis eigenem Privatsender Radio 1 bestreiten, nach. «Heute speziell eine Debatte, ein Streitgespräch, also ein bisschen anders als sonst», leitete Schawinski den 28-minütigen Talk ein. «Und zwar machen wir das sonst jede Woche am Radio, jetzt am Fernsehen.»

Die Verbalgladiatoren sprachen über Masseneinwanderung und Uli Hoeness - die Diskussion eröffneten sie aber natürlich mit dem Thema Ukraine. Wie gewohnt gab Schawinski die Linie der Diskussion vor und startete die Sendung mit einem Rundumschlag, weshalb auch der Schlagabtausch in dieser «Schawinski»-Ausgabe wie so oft ein Showkampf mit geringem Informationsgehalt blieb.

Der sieht dann etwa so aus: Schawinski stellt Wladimir Putin in die Ecke der Bösen, Köppel zollt dem russischen Präsidenten seinen Respekt. Schawinski bezeichnet Russland als Entwicklungsland, Köppel attestiert Putin, einen drohenden Auseinanderbruch des Landes verhindert zu haben. Das war es dann beinahe schon.

Nach fünf Minuten lassen die beiden dann endlich von Putin ab und kommen auf das eigentliche Thema zu sprechen, das sie interessiert: sich selber. Schawinski wirft Köppel vor, ein Putin-Adlatus zu sein. «Ich frage mich, aus welchen Gründen machst du das?», fragte er.

Natürlich kennen «Experten» wie er die Antwort - und anscheinend auch die Psyche des Gegenübers - schon. «Es gibt meiner Meinung nach drei Gründe: Erstens, du willst immer das Gegenteil sagen von allen anderen», so Schawinski. «Zweitens, du bist auch gegen die EU. Und drittens, du gefällst Dir einfach in dieser Rolle, weil du für Diktatoren und autokratische Leute einfach gewisse Sympathien hast.»

Köppel fand den Vorwurf «ungeheuerlich» und lenkte das Gespräch auf die Interviewtechnik von Schawinski um. «Da sieht man deine Interview- oder Anprangerungstechnik», sagte er. Worauf Schawinski erwiderte: «Im Gegensatz zu deiner Zeitung kannst du hier etwas dazu sagen.»

Zu diesem Zeitpunkt geht es längst nur noch am Rande um die Ukraine. Schawinski und Köppel werfen sich gegenseitig vor, jeweils eine andere politische Haltung zu haben, und sie versuchen sich zu unterstellen, jeweils der grössere Anhänger von autokratischen Machthabern zu sein.

Danach widmeten sich die beiden wieder für kurze Zeit Putin und den Machtspielen im Osten, wobei ausgerechnet der «Weltwoche»-Provokateur Roger Köppel mehrfach darauf hinwies, dass man nicht alles «schwarz-weiss» malen dürfe.

Bis er sich wieder auf den Sprachduktus der Sendung besann und seinem Gegenüber eine «Schawinski-mässige Auslegung des Konflikts» vorwarf. Und dann kam endlich ein Satz mit Gehalt: «Was auf der Krim passiert, weisst du genauso wenig en detail wie ich, du liest einfach die Zeitungen», erwiderte Roger Köppel. «Du hast keine Ahnung von geostrategischen Fragen.»

Zwar verteidigte sich Schawinski («Ich habe mich auch informiert, ich habe mit Herrn Guldimann gesprochen»), doch eigentlich hätte man die Sendung mit Köppels Aussage als Schlusswort beenden können - wenn es denn um den Inhalt gegangen wäre.

Stattdessen schwenkten die beiden nach der Hälfte der Sendung wieder zu den angekündigten Themen um - zumindest halbwegs. Nach ein, zwei Sätzen landete man aber wieder bei sich selbst. «Weisst du, Roger, ich finde, man sollte die Tatsache, dass man in einem Fernsehsender etwas machen darf, nicht dazu missbrauchen, um irgendwelche Falschmeldungen zu verbreiten», warf der jung vergreiste «Weltwoche»-Verleger dem 68-jährigen Ewigjungen vor.

Und dann begann der Hahnenkampf von Neuem. Schawinski: «Im Gegensatz zu dir halte ich keine Vorträge und Monologe in meiner Zeitung.» Köppel: «Ich muss mich nicht beleidigen lassen.» Schawinski: «Aber du beleidigst doch mich die ganze Zeit. Ich bin ganz zurückhaltend.» Köppel: «Gewisse Unterstellungen muss man sich nicht bieten lassen.» Schawinski: «Wo denn? Wo denn?» Dass die Streithähne während der Keifereien das Thema gewechselt hatten, ging beinahe unter.

Klar, der Unterhaltungswert ist da, wenn sich zwei Egozentriker verbissen und krampfhaft nicht zuhören wollen. Gerade so gut könnten die beiden aber auch über weniger komplexe «glanz&gloria»-Themen sprechen, etwa dass Kate Winslet einen Stern auf dem «Walk of Fame» erhält oder dass die nächste Miss Schweiz einen Lohnabzug hinnehmen muss. «Experten» sind die beiden nach Selbsteinschätzung sicher auch auf diesen Gebieten.

Das wäre ohnehin nur konsequent, denn schliesslich handelt es sich bei «Schawinski» ja doch vielmehr um eine People-Sendung als um einen Polittalk. Der Inhalt geht ob all dem Gezänk vergessen. Oder war da tatsächlich etwas Erhellendes in der letzten Sendung?