PhilExpo22 organisiert vom 6. bis 15. Mai 2022 mit namhaften Subventionsgeldern und vielen Unterstützern eine Woche Philosophie. «Was wollen wir wissen» heisst das gemeinsame Thema. Eine Woche lang werden viele Schulen, Universitätsinstitute und philosophische Praxen bespielt.
Im Rahmen dieser Aktionen – quasi eine Landesausstellung für Philosophie – wird eine der Pionierinnen der Kultur- und Geschlechtergeschichte, die Philosophin Carola Meier-Seethaler, ein- und wieder ausgeladen.
Meier-Seethaler benutzt das Wort «biologisch» in ihrem Vortragstext rund um die Gleichstellung. Der Klein Report zitiert aus dem Text in der «SonntagsZeitung» vom 3. April, der die Story recherchierte.
Die Gleichstellung «ist noch längst nicht erreicht, solange weltweit Frauen aufgrund ihres biologischen Geschlechts diskriminiert, verfolgt und ermordet werden». Die Philexpo-22-Social-Media-Managerin Tanja Liebschwager, an der Universität Basel tätig, bittet die heute 95-jährige Carola Meier-Seethaler darum, in ihrer Präsentation doch das Wort «biologisch» wegzulassen, «da wir der Auffassung sind, dass die genannten Dinge Frauen nicht nur aufgrund ihres biologischen, sondern auch aufgrund ihres sozialen (/sozialkonstruierten) Geschlechts zustossen». (Zitat aus der «SonntagsZeitung»).
Als sich die preisgekrönte Autorin von «Ursprünge und Befreiungen» auf die Streichung von «biologisch» nicht einlassen wollte, meinte Liebschwager auf Rückfrage der Zeitung, man wolle «der Transfeindlichkeit keinen Raum bieten».
Die US-amerikanische Cancel-Culture ist offensichtlich in der Schweiz an den von öffentlichen Geldern finanzierten Sozial- und Geisteswissenschaften angekommen. «Was wollen wir wissen» als Motto der Philosophiewoche gleicht wohl eher einem: «Was sollen wir nicht wissen oder hören».
Der Klein Report ist sich nun unsicher, ob der Begriff «biologisch» in den Sozial- und Geisteswissenschaften gestrichen ist und nie mehr benutzt werden darf und ob dies die Professoren im Patronatskomitee der Philosophie Schweiz auch schon wissen.
Carola Meier-Seethalter ist unter anderem Bestsellerautorin mit dem Standardwerk «Ursprünge und Befreiungen. Eine dissidente Kulturtheorie von 1988» und «16 Essays zur Aufkündigung patriarchaler Denkmuster».
Nun wird Meier-Seethalter aufgrund von hypothetischen «transfeindlichen» Positionen aus der Philosophiewoche zur Persona non grata.
(Bild: © Dr. phil. Carola Meier-Seethaler, Bern)